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Filmkritik

Avengers: Endgame

| Oliver Stangl |
Zurück in die Zukunft

Es ist soweit: Nach 22 Filmen nähert sich „Phase Three“ im Marvel-Universum ihrem Ende. Nachdem Superheldenfilme aber weiterhin das dominierende kommerzielle Genre unserer Zeit sind, werden die Erfolge an der Kinokasse auch weiterhin anhalten – der Film ist nur eine Zwischenetappe, frische Helden aus dem umfangreichen Comic-Kanon werden selbstredend mit der Rettung der Welt weitermachen. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass diese Geschichte im Grunde eine unendliche ist, ist es also gar nicht so leicht, für nachhaltigen emotionalen Punch zu sorgen. Dem Vorgänger Avengers: Infinity War, der weltweit zwei Milliarden Dollar in die Kassen spülte, war dies allerdings durchaus gelungen: Gegenspieler Thanos hatte die Hälfte der Bevölkerung des Universums per Fingerschnippen ausgelöscht. Der Böse, charismatisch dargestellt von Josh Brolin, hatte zumindest einmal und vorübergehend gewonnen, Fans trauerten um ihre Lieblingshelden. Doch bereits abgeschlossene Schauspielerverträge und angekündigte Filmprojekte sorgten gleichzeitig für Beruhigung und bereiteten auf ein Wiedersehen mit so manchem Favoriten vor. Dass allerdings nicht alle aus dem Kernteam des ersten Avengers-Films weitermachen würden, war kein Geheimnis, und so liegt es an Endgame, zumindest für manche Figuren einen Abschluss zu finden.

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Der Film beginnt angemessen ernsthaft – fünf Jahre nach dem Ereignis versucht die Menschheit immer noch, mit dem Verlust fertig zu werden. Doch Ant-Man, der lange in der Quantenwelt verloren war, taucht wieder auf und hat einen Vorschlag: Zeitreisen sollen es richten. Dafür müssen aber erst einmal die depressiven bis widerwilligen Heroen – Black Widow traurig, Iron Man mit Frau und Kind im Wald, Thor mit Bierbauch, Hawkeye als mörderischer Rächer, etc. – überzeugt werden. Es sollte kein großer Spoiler sein, dass sich schließlich alle überzeugen lassen.

Die Zeitreise-Story, selbstredend ironisch präsentiert, sorgt dabei einerseits für Humor, andererseits werden auch die Ursprünge der Franchise gebührend gefeiert. In manchen Momenten erinnert der Film an Back to the Future Part II, in dem Marty McFly im selben Ausmaß Komplikationen hervorruft, wie er Dinge geraderückt. Hier wurde an nichts gespart, angefangen von den Spezialeffekten (De-Aging, längst ein Marvel-Markenzeichen, sorgt erneut für Schmunzeln) bis hin zu Überraschungsauftritten (sogar einen Schauspieler, der kürzlich noch meinte, in keinen Filmen mehr aufzutreten, bekommt man zu Gesicht).

Große Momente, auch abseits der Action, gibt es zuhauf und wenn in einer Szene das gesamte Marvel-Universum versammelt ist, dürften Fans wohl einen Orgasmus erleben. Die größte Resonanz, und das ist bei einem Blockbuster dieser Dimension immer etwas, lösen aber wohl die emotionalen Momente gegen Ende aus. Wer diese Figuren über die Jahre begleitet hat, dürfte wohl zumindest eine kleine Träne im Augenwinkel verdrücken.