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Filmkritik

Tea with the Dames

| Alexandra Seitz |
Kurzweilig, lustig, erhellend, respektvoll und liebenswürdig. Die idealperfekte Diven-Doku.

Um das vorab einmal rasch klar zu stellen: „Dame“ ist ein britischer Adelstitel, der weiblichen Personen die Ritterwürde verleiht und meint also etwas mehr als die im deutschsprachigen Raum geläufige Dame, mit der man Eleganz und Weltläufigkeit assoziiert und die im Übrigen nahezu ausgestorben ist – allenfalls in Wien mag man sie ab und an noch an ihren weißen Handschuhen zupfen sehen. Derlei Etepetete-Gestik assoziiert man allerdings eher weniger mit den vier hier in Rede stehenden, aufgrund ihrer Verdienste um Kunst und Kultur des Vereinigten Königreiches adelsbetitelten titelgebenden Dames. Schwerter schwingen die patenten Ladies jedoch auch nicht – zum Ausgleich dafür sind ihre scharfen Zungen nicht zu unterschätzen.

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Dabei sieht es so idyllisch aus, wie Dame Eileen Atkins, Dame Judi Dench und Dame Maggie Smith im blumigen Garten eines schwer die Klischees erfüllenden und daher hinreißenden englischen Cottages sitzen, in dem Dame Joan Plowright, die vierte im Bunde, bereits mit ihrem verstorbenen Gatten Sir Laurence Olivier residierte. Bis das Wetter englandtypisch ins Regnerische umschlägt und man mitsamt Entourage aus Film-, Makeup- und Fotografenteam – deren Präsenz und Arbeit Tea with the Dames nicht versteckt, solcherart das einmalig Dokumentierte dieses Nachmittags in Erinnerung rufend – ins Haus umzuziehen gezwungen ist.

Seit mehr als fünf Jahrzehnten treffen sich, wenn es die jeweiligen Terminkalender erlauben, diese vier lange schon miteinander befreundeten Schauspielerinnen, die Film und Theater der Insel seit den fünfziger Jahren entscheidend prägten und international Erfolge feierten. Alte Freundinnen, die sich blind verstehen und die, wenn man sie lässt, einen knochentrockenen Gag nach dem anderen raushauen, dass es nur so staubt und man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Die knackige Montage tut freilich ein übriges, doch der Rapport des Quartetts ist schlicht sagenhaft; darüber hinaus ist es natürlich überaus stimulierend, auf derart kurzweilige Art und Weise Einblicke in die englische Theatergeschichte und das internationale Filmgeschehen zu erhalten. Ganz abgesehen davon, dass an diesem Tisch obendrein sehr viel gelassene Lebensweisheit sitzt.

Man könnte den vier Ladies tatsächlich stundenlang zuhören. Aber sie sind eben nicht mehr die Jüngsten und dann werden sie halt müde. Am Ende sind es nur 84 Minuten, die wir in ihrer Gesellschaft verbringen dürfen, aber jede einzelne dieser Minuten ist kostbar.