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Acht Berge Film

Filmstart

Acht Berge

| Ania Gleich |
Eine Freundschaft zwischen den Berggipfeln Italiens

Zwei Freunde, acht Berge und die unzähligen Möglichkeiten des eigenen Schicksals. Felix van Groeningens und Charlotte Vandermeerschs Acht Berge folgt der Erzählung des Romans „Le otto montagne“ von Paolo Cognetti und schafft im Wesentlichen eins: Er erzählt im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensgeschichte. Genauer gesagt zwei Schicksale, die trotz ihrer Brüche durch eine Freundschaft verflochten bleiben. Dabei gibt es anders als in Groeningens Vorgängerfilmen weniger ein dramatisches Sujet, sondern das Leben selbst schreibt sich selbst immer wieder neu. Es bleibt ein Kampf um den Sinn, in dem allein die Kulisse der Berge der bestehende Dreh- und Angelpunkt für die Träume der zwei Freunde bleibt.

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Pietro (Luca Marinelli) kommt aus Turin, Bruno (Alessandro Borghi) aus einem kleinen Bergdorf. Die beiden lernen sich als Kinder auf einem von Pietros Eltern initiierten Urlaub in den Bergen kennen, doch werden ihre vorbestimmten Lebenswege sie bald wieder entzweien: Bruno soll seinem Vater als Maurer nachfolgen, während Pietro als Stadtkind von seinen Eltern an die Universität gedrängt wird. Ersterer akzeptiert sein Schicksal, während letzterer gegen die Familie rebelliert und den Kontakt kappt. Fast zwanzig Jahre später treffen sich die beiden anlässlich des Todes von Pietros Vater wieder und erkennen bald, dass nach all der Zeit viel mehr indirekte Berührungspunkte da sind als vermutet. Über einen Sommer hinweg bauen die beiden ein von Pietros Vater geträumtes Haus in den Bergen und finden sich in ihrer Freundschaft wieder. Danach begleitet Acht Berge die beiden über mehrere Jahre in einer ständigen Abfolge von Abbrüchen und Anfängen. Während Bruno seinen Bergen treu bleibt, sucht Pietro den Sinn auf Reisen. Zuletzt wird klar, dass kein Schicksal festgeschrieben und keine Möglichkeit unerzählt bleibt, wenn man sie trotz ihrer Konsequenzen nicht zumindest wagt.

Acht Berge bleibt mit seinen hundertsiebenundvierzig Minuten und keinen absehbaren Höhepunkten kurzweilig und wird nicht bedeutungsschwanger. Während man sich zu den imposanten Landschaftsaufnahmen womöglich in seinen eigenen Sinnfragen wegträumt, rattert das Leben der beiden Protagonisten im filmischen Zeitraffer an einem vorbei. Zum Schluss steht die von Pietro in Nepal gelernte Weisheit als metaphorische Frage offen: Ist es besser, acht Berge zu erklimmen oder sich nur dem einen, zentralen zu widmen, der den Grundstein seiner Welt darstellt?