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Filmkritik

Bombshell – Das Ende des Schweigens

| Pamela Jahn |
Chronik eines Skandals um den ehemaligen Chef von Fox News

Fair and Balanced“ war lange Zeit das Motto des konservativen Fernsehsenders Fox News. Eingeführt wurde der Slogan vom langjährigen Senderchef Roger Ailes, was die Absurdität der Wortwahl ins schier Unermessliche steigert. Denn Ailes war – wie der Nachrichtensender, dem er vorstand – alles andere als gerecht und ausgeglichen. Wer bei ihm als Frau einen Job vor der Kamera wollte, sollte besser lange Beine und eine schlanke Taille, ein hübsches Gesicht und vorzugsweise blondes Engelshaar haben, egal ob echt oder nicht. All das besaßen die Starmoderatorinnen Megyn Kelly und Gretchen Carlson (verkörpert von Charlize Theron und Nicole Kidman).

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Doch während die eine sich 2016 mit Präsidentschaftskandidat Donald Trump anlegte, hatte die andere endlich genug davon, immer nur auf ihr Äußeres reduziert zu werden. Mit anderen Worten: Kelly und Carlson waren schön, aber klug und eigensinnig, was bei Fox News zum Problem werden musste. Für Ex-Miss-America Carlson bedeutete das zunächst die Versetzung in die undankbare Nachmittagsschiene, bis ihr im Juli 2016 schließlich endgültig gekündigt wurde. Daraufhin verklagte sie Ailes kurzum wegen sexueller Belästigung und brachte damit mehr als ein Jahr vor dem Weinstein-Skandal einen Stein ins Rollen, der Roger Ailes (John Lithgow) letztendlich seinen Job kostete.

Regisseur Jay Roach hat sich den Ereignissen um Roger Ailes‘ Niedergang angenähert, doch der Film hat mehr zu tragen als ein herkömmliches Drama nach „wahren Begebenheiten“. Die Zeit für Bombshell könnte angesichts der MeToo-Bewegung reifer nicht sein, und ähnlich wie als Ko-Autor von The Big Short versteht es Charles Randolph in seinem Drehbuch, eine unterhaltsame und (wenn in diesem Fall auch nur bedingt) kritische Analyse der Fakten und Fiktionen um den Fall Ailes
zu entwickeln. Dass die rassistischen und homophoben Auffassungen von Kelly und Carlson außen vor gelassen werden, ist scheinbar der Intention geschuldet, das Argument nicht zu verwässern.

Die Auftritte von Theron, Kidman sowie Margot Robbie als verbissen aufstrebende Jung-Redakteurin sind so intensiv und ehrenhaft, dass man es dem Film nachzusehen gewillt ist. Weniger leicht lassen sich dagegen die tonalen Ungereimtheiten übertünchen: Die Übergänge zwischen Satire, Drama und investigativem Thriller sind bisweilen schleppend und die wortreichen Dialoge selten hilfreich. Am besten funktioniert Bombshell, wenn die drei Frauen gemeinsam stillschweigend im Aufzug fahren. Ein skeptischer Blick ins Leere, ein verlegenes Lächeln, das Zucken einer Braue sagen mehr als tausend Worte.