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Christian Fuchs – Out of the Dark

Out of the Dark

| Andreas Ungerböck |

Christian Fuchs, Musiker, Musikjournalist, wandelndes Filmlexikon, charisma-tische Szenefigur, Ende der 80er Jahre hereingebrochen über Wien aus dem für immer notorischen Fürstenfeld. Nach großen Erfolgen mit „Fetish 69“ und Toxic Lounge stürzte er sich kürzlich in ein neues Band-Abenteuer namens Bunny Lake, das sehr erfolgreich angelaufen ist. Vorbei sind die Zeiten des Schweinebluts und der akustischen Metal-Exzesse. Heute geht er es ruhiger an, von Coolness und Unnahbarkeit, wie sie die Elektronikszene der 90er Jahre charakterisierten, will er dennoch nichts wissen. In einem Interview, in dem man erstaunlich Privates vom ehemaligen Prince of Darkness erfährt, spricht er über Kindheitsängste, japanische Filmkulissen, seine Existenz als Kleinstadt-Bruce Lee, über das schmerzhafte Ende von Bands und über neue Horrorfilme.

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Wer ist Dr. Nachtstrom, mit dem du Bunny Lake gegründet hast?
Das ist ein Grazer Musiker (und nebenbei Journalist), der früher für das Mego-Label Platten machte. Wir lernten uns kennen, nachdem er mir bei einem strengen Elektronik-Event aufgefallen war. Da hat einer in diesem experimentellen Umfeld sehr poppige und eingängige Musik gemacht. Auch seine beiden Platten waren extrem untypisch für Mego. Und weil wir beide zwischen allen Stühlen sitzen bzw. uns nicht festnageln lassen, weder im Musikgeschmack noch in unseren Filmvorlieben, haben wir uns musikalisch angenähert. Dann kam Gerhard Potuznik als Produzent dazu; zu dem Zeitpunkt hatten wir ein Dutzend Nummern, die klangen, als seien sie von einem Dutzend verschiedener Bands. Potuznik meinte dann, so würde ihn das nicht interessieren, es müsse ein roter Faden in das Ganze hinein. Also nahm das noch einmal eine neue Entwicklung.

Was ist der rote Faden?
Dass es sehr minimalistisch ist und selber programmiert, also ohne Samples, und bewusst einfach strukturiert. Dann kam die Sängerin Suzy dazu, und es entwickelte sich so eine Eigendynamik. Wir wollten ja eigentlich beide nie wieder eine Band haben. Und jetzt ist es doch wieder eine geworden. Das ließ sich nicht verhindern.

Hat das Entstehen der Band gerade jetzt auch damit zu tun, dass Disco wieder im Kommen ist, oder ist das eher Zufall?
Nachtstrom lebt ja in Graz, im Wald, sehr einsiedlerisch, geht fast nie weg, während ich in letzter Zeit wieder sehr viel unterwegs war. Plötzlich hatten wir aber eine gemeinsame Begeisterung für 4/4-Beats. Zusammen mit Potuznik ist die Musik dann nicht nur immer abgespeckter geworden, sondern auch tanzbarer. Es war Zeitgleichheit, dass in den Clubs plötzlich wieder solche Beats zu hören waren.

Kann man nach Techno überhaupt noch eine Band haben?
Genau das, was die Technofreaks so begeistert hat, das Abtauchen in die Anonymität, das Jeder-ist-für-sich, die komplette Auflösung von Bühne und Publikum, das hat mich als jemand mit einer Pop- und Rockvergangenheit überhaupt nie interessiert. Disco dagegen war für mich als Kind extrem wichtige Musik, und jetzt kommt das wieder: Es gibt eine Bühne, die Leute in den Clubs stehen da und reden miteinander und verlieren sich nicht im Trockeneisnebel, das alles hat etwas wachgekitzelt in mir, ganz ohne Retro-Vorlieben.

Kann man schon etwas über das Publikum von Bunny Lake sagen, oder ist es dafür noch zu früh?
Das war das Erfreulichste der letzten Monate. Die Medien, vor allem in Österreich und Deutschland, waren ja sehr skeptisch. Der ganze Ballast, vor allem von Fetish 69 und Dr. Nachtstroms früheren Dingen, schwebt da noch drüber. Manche sagten uns: „Das ist ja so kalt, so artifiziell und düster.“ Aber live, bei den ersten Konzerten, hat sich sehr bald gezeigt, dass das gar nicht kalt und unnahbar ist. In kürzester Zeit hat sich da ein Publikum gebildet, das schon ziemlich jung ist, überwiegend weiblich und total enthusiastisch. Mittlerweile haben es auch die Medien mitbekommen, dass das sehr wohl etwas zum Angreifen ist, gar nicht supercool, sondern auch mit Fehlern, verschwitzt irgendwie.

Das ist überraschend. Das Rockistische war ja nun wirklich viele, viele Jahre verpönt.
Stimmt. Aber ich war da immer irgendwie dazwischen. Das war sowieso mein Problem mit der Elektronikszene. Mitte der 90er war Elektronik sicher von der Innovation und der Relevanz her entschieden bedeutender als Rock. Auf der anderen Seite hat mir am Rock’n’Roll immer ein gewisser Spirit, eine Attitude gefallen, nicht die Gitarren, das hat mich eher gelangweilt, auch nicht das Schlagzeug. Ich mochte die Haltung, das Auftreten. Bei der Elektronik fand ich die Sounds interessant, aber die Präsentation langweilig. Jetzt löst sich das wieder auf, auch diese Pseudo-Coolheit, die die Leute zum Teil gegen ihren eigenen Willen hatten.

Was hat es mit dem Bandnamen auf sich? Wie weit spielt Otto Premingers Film Bunny Lake Is Missing da eine Rolle?
Wir haben recht verzweifelt einen Namen gesucht, die Songs waren ja schon fertig. Wir wollten keinen Namen, der den Leuten gleich ins Gesicht springt, wie Fetish 69 oder Toxic Lounge, sondern einen, der einen Popkontext ausdrückt, aber bei Leuten, die Bescheid wissen, auch andere Assoziationen auslöst. In einem Kunstmagazin las ich über Aktionen von Georgina Starr, die, inspiriert von Premingers Film, diese Bunny-Lake-Projects macht, in denen sie, vereinfacht gesagt, die Schattenseiten der Populärkultur ausleuchtet – irgendwo zwischen Unschuld und Perversion. Es gab so eine Aktion, sehr slick und stylish, wo kleine Mädchen in Hasenkostümen mit Maschinenpistolen Models auf einem Laufsteg erschossen haben. Das Abgründige und Glamouröse dieser Aktion hat mich fasziniert, also den Namen haben wir eigentlich da geklaut. Aber auch der Film, den ich als Kind mal gesehen hatte, hat mich jahrelang verfolgt, der ist ja extrem verstörend.

Wie sehr hängt so ein neues Projekt an jemandem wie dir, der in der Szene sehr bekannt ist?
Ich würde sagen, ich bin jemand, der das Projekt vorantreibt, ohne den Band-Diktator zu spielen. Darüber hinaus teilt sich die Aufmerksamkeit aber gut auf: Nachtstrom punktet in avantgardistischen Kreisen, und auch Suzy rückt medial mehr ins Zentrum. Das gefällt mir sehr. Das wollte ich schon bei Toxic Lounge: dass ich nicht so im Mittelpunkt stehe.

Wie hast du die Sängerin Suzy on the Rocks gefunden?
Es war das Ende von Fetish 69, die Band existierte nur mehr auf dem Papier. Da wollte ein Wiener Visualist namens Lenzo ein Video drehen, so im Tarantino-Stil, als Roadmovie: die Band, die im Auto durch die Landschaft fährt. Das Problem war, es gab keine Band mehr, nur mehr mich, ohne Führerschein. Also haben wir beschlossen, eine Fahrerin zu finden, so Gangsterpärchen-mäßig. Wir wollten jemand, der unverwechselbar aussieht, nicht so aus der klassischen Modelschiene. Bei einer Fotoausstellung habe ich dann ein Foto von Teresa, also Suzy, gesehen und wusste, sie könnte perfekt passen. Ihre Stimme war dann aber ein echter Glücksfall.

Wie kam es zum Ende von Fetish 69? Die Band hat ja sehr lange existiert.
Ja, von 1993 bis 2003. Auch davor gab es sie schon, in den verschiedensten Ausformungen, aber 1993 waren wir definitiv eine Rock- oder eine Metal-Band, vorher eher Industrial. Das kam durch die verschiedenen Leute, die ständig gewechselt haben. 1993 kam Robert Lepenik, der Gitarrist, der ja bis zum Schluss dabei war, und mit ihm zusammen habe ich die Band, in wechselnden Konstellationen, geführt. Aber sowohl Robert als auch der Schlagzeuger Rainer Binder-Krieglstein waren in so viele musikalische Projekte involviert, dass es schwer wurde, einander überhaupt zu treffen, geschweige denn live zu spielen. Das wurde immer qualvoller, wie in einer Beziehung oder in einer Ehe in der Endphase.

Wie war das bei Toxic Lounge?
Toxic Lounge existierten von 1995 bis 2000. Es war so, dass alle außer mir nicht mehr wollten. Ich hätte das sicher noch weiter gemacht. Die Sängerin ging nach Amsterdam, Pili, der Musiker, mit dem ich das gemacht habe, ist in die Computerbranche gegangen. Solche Dinge halt.

Fetish 69 waren doch auch international sehr erfolgreich.
Ja. In der Metal-Szene ist es wie beim Horrorfilm oder beim Schlager: Man bedient gewisse Klischees, produziert gewisse Sounds, dann kann man alles machen. Wenn du nicht mehr mitspielst, bist du sofort weg. Als wir sagten, wir haben keine Lust mehr auf harte Gitarren, verloren wir schon einmal einen großen Teil des Publikums, andererseits war diese Richtungsänderung einfach nötig. Wir bekamen zuvor Fanpost von den Philippinen, aus Dubai, was weiß ich, woher, mit satanischen Grüßen. Dabei kam unser Gitarrist aus der Neuen Musik, der hatte das studiert, John Cage, Can, Kraftwerk, diese Richtung, und der stand dann vor Zuschauern, die sich in der ersten Reihe die T-Shirts vom Leib rissen und wie verrückt schrien. Der hat lange gebraucht, bis er das verdaut hatte.

Euer Zugang schien mir immer eher aktionistisch.
Auf jeden Fall. Wir hatten ein Cover von Günter Brus, einen eher verschrobenen Zugang zur Musik, aber in dem Moment, wo die Musik hart war, wurde das gekauft. Wir sahen uns eher in der Nähe der Swans oder Nick Caves, nicht von Metallica oder Slayer. Aber sobald man ein Riff spielt, das einem von Slayer ähnelt, ist man festgenagelt. Ich sehe auch Bunny Lake jetzt nicht als Elektropopband, ich mag diese Genres nicht.

Biografisches kennt man relativ wenig von dir. Kannst du das kurz zusammenfassen?
Ich bin aufgewachsen in Fürstenfeld, der STS-Heimatstadt, aufgewachsen vor allem im Kino. Alles, worauf sich Leute wie Tarantino später beriefen, habe ich so im Alter von sechs bis zwölf Jahren gesehen. Ich hatte sehr liberale Eltern, die mir erlaubt haben, so ab elf, zwölf Jahren in Jugendverbot-Filme zu gehen. Ich war der klassische Schulaußenseiter, und so drei, vier Mal pro Woche war ich im Kino, zuerst in Fürstenfeld, später in Graz, als wir dorthin gezogen waren. Sonntag ging ich schon um halb drei ins Kino, dann um halb fünf und vielleicht am Abend auch noch. Ende der 80er kam ich dann nach Wien, war der typische Provinzler, der nach Wien kommt. Ich war extrem von dem geprägt, was es in Fürstenfeld nicht gab, aber in Graz schon, eine Art New-Wave-Szene, und nach wie vor von Filmen. Vom Lesen her kannte ich die Leute, die in Magazinen schrieben oder die beim Radio waren, vor allem bei der Musicbox, und habe die dann kennen gelernt, einen nach dem anderen, und bin so auch zum Schreiben gekommen, zunächst bei Fanzines, dann beim FilmLogbuch. Für mich war das wichtig, denn auf dem Land hatte ich ja gar kein passendes Umfeld.

Woher kam deine Vorliebe für das asiatische Kino, das du damals schon gut kanntest, und nicht nur die klassischen Kungfu-Filme?
Das hat sicher mit meiner Kindheit zu tun, weil ich mit japanischen Filmen, aus dem Toho-Studio, aufgewachsen bin, und auch mit chinesischen, also den Kungfu-Filmen. Ich hatte eine extreme Bruce-Lee-Phase, die so weit ging, dass ich alle Zelte abbrechen und nach Hongkong auswandern wollte und mich von allen, auch von meinen Eltern, nur als Bruce ansprechen ließ. Ich lief ständig im gelben Trainingsanzug herum.

Aber damals wusste man kaum etwas von asiatischer Popkultur, im Unterschied zu jetzt, wo nicht zuletzt dank Internet praktisch alles verfügbar ist.
Popkultur hat etwas Kosmopolitisches, etwas, das allen Rassismen und allen verengenden Tendenzen entgegensteuert. Kids in Hongkong können sich Blaxploitation-Filme anschauen und Kids in Harlem Kungfu-Filme. Bei mir war das ähnlich: Hier war die Kleinstadt, die ich als extrem beengend empfand, und da die weite Welt der Popkultur. Das hat mich fasziniert. Mir hat das zum Beispiel sehr gefallen, dass die Bauten in diesen Filmen Kulissen waren, sowohl in den Shaw-Brothers- als auch in den japanischen Monsterfilmen: alles Kulissenstädte. Quentin Tarantino hat das ganz genauso rezipiert, und deswegen fliegt die Bride in Kill Bill Vol. 1 in so ein richtiges Toho-Studio-Tokyo. In diesen Phantasiestädten bin ich aufgewachsen, und das war sehr prägend. Einer kindlichen Phantasie kam das sehr entgegen, und eine nur-amerikanische Popkultur interessierte mich nicht.

War dir dann in Wien klar, dass du Musiker und Journalist werden würdest oder eines von beiden?
Also, an eine Karriere als Musiker dachte ich überhaupt nicht, weil ich keine Ahnung von Noten habe. Das hat sich ergeben, unter anderem dadurch, dass ich viele Bands aus dem New-Wave-Umfeld gesehen habe, die so dilettantisch waren, dass ich mir dachte: Das kann ich auch. Ein Schlüsselerlebnis war ein Konzert der Einstürzenden Neubauten in der Arena. Zum Schluss brannte die Arena-Bühne, und Blixa Bargeld spielte auf einer einzigen Saite. Punk war viel zu avanciert für mich – drei Akkorde hätte ich nie geschafft, aber diese Industrial-Schiene, wo man einen Kassettenrekorder und eine kaputte Gitarre brauchte, um eine Band zu gründen, das war mein Ding. Das Journalistische entstand aus einem reinen Fan-Zugang. Das waren eher Zufälle, nichts Geplantes. Werner Geier, der einige meiner Texte gelesen hatte, brachte mich dann zum Radio, und von dort kam ich wieder zu anderen Printmedien. Das hat sich so ergeben.

Wie ist das nun, wenn der Mainstream oder ein Massenpub-likum Dinge entdeckt, die man selber schon lange liebt oder kennt?
Ich stehe dem mittlerweile eher gelassen gegenüber. Natürlich gab es Phasen, wo ich darüber erschrocken bin. Es hat sich alles so sehr vermischt. Es gibt ja auch kaum noch einflussreiche Independent-Filmproduktionen, die nicht einen Background von einem Hollywood Major haben. Was meiner Meinung nach total verloren gegangen ist, ist der innovative Underground in vielen Bereichen, das Wort allein klingt ja heute schon komisch. Wenn man sich heute solche Filme anschaut, ist das immer nur der Versuch, den Mainstream zu imitieren. Ich wüsste aber auch nicht, wo der Ausweg wäre. In der Musik ist es ja ähnlich, die extremste Musik ist schon geschluckt worden, ja, der Mainstream ist oft viel schneller und innovativer als der so genannte Underground.

Hollywood ist da ja ganz vorne dabei. Wie weit interessieren dich die „neuen“ Horrorfilme? Darin herrscht eine Brutalität, die man dem Mainstream noch vor ein paar Jahren nicht zugetraut hätte.
Ich muss sagen, ich bin eigentlich positiv überrascht, auch wenn man natürlich von Film zu Film differenzieren muss. Die schlimmste Phase hatte der Horrorfilm in den 90ern, das bloße Aneinanderreihen von Referenzen, das Fan-Kino, das war unerträglich. Zu den neueren Filmen stehe ich weit positiver als die meisten Kritiker, die das in Bausch und Bogen ablehnen. Ich sehe in den Filmen Zeitbezüge, die viele nicht wahrhaben wollen. Sie reflektieren ihre Zeit genauso wie seinerzeit die Filme in den 70ern. Mir z. B. hat das Dawn-of-the-Dead-Remake besser gefallen als Romeros Land of the Dead. Romero, um das jetzt böse zu sagen, kapiert die heutige Zeit nicht mehr; die hetzenden und laufenden Zombies in Dawn of the Dead fand ich dagegen sehr zeitgemäß.

Wie steht es mit Hostel? Da scheiden sich die Geister ganz gewaltig.
Ich war eher positiv überrascht. Natürlich sind da eine Menge Klischees drin, das ist eben Genrekino. Aber der Film reagiert sehr stark auf Stimmungen, auf die Vorurteile der Amerikaner gegen Europa bzw. Osteuropa, da sind ganz eigenartige Untertöne drinnen.

Woher kommt deine Faszination für Horrorfilme, Serienkiller, Einzelgänger? Hat das mit der Kleinstadt-Vergangenheit zu tun?
Bestimmt. Als Kind will man ja alles andere als ein Einzelgänger, ein Außenseiter sein, aber so war das eben. Ich war leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Es gab dort niemanden, der meine Interessen teilte. Ich habe mich zum Beispiel nie für Sport interessiert, null, für keine Sportart, bis heute, und wenn man das tut in einer österreichischen Kleinstadt, dann ist man automatisch draußen. Kungfu, Kampfsport, das waren die Ausnahmen. Aber meine Interessen – Marvel-Comics, Godzilla-Filme, Frankenstein – hat keiner geteilt. Und das mit den Horrorfilmen kam sicher daher, dass ich als Kind extrem ängstlich war. Ich war ja nicht nur passiv anti-sportlich, sondern auch nicht-aktiv, weil ich viel zu ängstlich war. Das Kino war für mich der einzige Ort, wo ich mich zurücklehnen konnte, sicher war und mich auf alles einlassen konnte. Im Kino passierte einem nichts, während ich auf der Achterbahn schreckliche Angst gehabt hätte. Meine Eltern haben mir sehr früh klargemacht: Das ist Film, das passiert nicht in der Realität. Diese Trennung war mir immer sehr wichtig. Und so war es auch später. In der Popkultur geht alles, da kann man einen Teil von sich ausleben auf der Bühne oder auf einer Platte, der im Alltag nicht so gut kommen würde. Darum habe ich auch keinen Zugang zu „sozialer Kunst“ im weitesten Sinn. Den Alltag abzubilden, das interessiert mich nicht, sondern es geht mir um diesen überhöhten Teil der Realität.

Welchen Film hast du zuletzt gesehen?
Den Da Vinci Code. Der hat mich genauso ruhig gestellt, belanglos berührt wie das Buch. Ich habe mich nicht geärgert, wie bei anderen Mainstream-Filmen (zum Beispiel, wo Michael Bay seine Finger im Spiel hat), sondern war irgendwie so komisch benommen, nicht berührt. Ich meine, Tom Hanks und Ron Howard, das ist ja fast schon wie Muzak im Kaufhaus.