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Filmkritik

Es – Kapitel 2 / It – Chapter 2

| Hans Langsteiner |
Das epische Finale der Stephen King’schen Horrorclown-Saga

Im Grunde grenzte es an Etikettenschwindel, als 2017 die Neuverfilmung von Stephen Kings Roman „Es“ ohne jeden Titel-Zusatz ins Kino kam. Man zahlte vollen Eintrittspreis und bekam nur die erste Hälfte des Buches vorgeführt. Sei es, wie es sei – mit dem jetzigen Kapitel 2 findet die Saga um den dämonischen Horrorclown Pennywise jedenfalls ihren Abschluss. Und zwar endgültig und ohne den genreüblich gewordenen finalen Twist, der Raum für weitere Fortsetzungen ließe. Man darf das ruhig als Pluspunkt vermerken – es bleibt nicht der einzige.

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Stephen Kings 1986 veröffentlichter Roman „It“ (1990 von Tommy Lee Wallace in einem epischen Fernsehfilm verarbeitet) versteht sich als Summe jenes Horror-Subgenres, das um schreckliche Spaßmacher kreist: Ein scheinbar unbesiegbarer Horrorclown mordet in der fiktiven US-Kleinstadt Derry serienweise Kinder und kann erst durch sieben Freunde, die sich schon in Schultagen zusammengeschlossen haben, im zweiten Anlauf vernichtet werden. Wie meist bei King wird das Horrormotiv angereichert um die Beschwörung trügerischer Kleinstadt-Idylle und um erfreuliche Sympathien für gesellschaftliche Außenseiter. Nicht grundlos nennen sich die Freunde, die (fast schon zu) augenfällig jeweils Minderheiten repräsentieren, „Klub der Verlierer“.

Die zweiteilige Neuverfilmung des Stoffes nimmt sich Zeit, viel Zeit, um dieses Anliegen zu verdeutlichen. Allein der jetzige zweite Teil dauert fast drei Stunden (und ist dank zahlreicher Rückblenden auch ohne Kenntnis des Vorläufers verständlich). Das geht, zugegeben, nicht ganz ohne Längen und Wiederholungen ab – vor allem das Finale zieht sich dann doch deutlich –, doch in Summe überwiegen die Vorzüge bei weitem.

Die Inszenierung von Andy Muschietti wahrt den vom ersten Teil gewohnten Standard. Dies ist, Horror hin, Trash her, in jeder Hinsicht eine A-Produktion epischen Ausmaßes, realisiert mit enormem Aufwand, untadeligen production values und innovativen CGI-Effekten, die auch hartgesottenen Genre-Kennern manch wohligen Schauer bescheren. Bereits die Sorgfalt, mit der hier die Kinder-Darsteller so treffend gecastet wurden, dass man sie als Erwachsene mühelos wieder erkennt, verrät, dass es hier um mehr und anderes geht als um banalen Body-Count. Stephen King weiß schon, warum er sich hier (wieder einmal) einen Cameo-Auftritt gönnt. Fazit: Dies ist sicher eine der besten King-Verfilmungen und definitiv die gültige Leinwand-Version des „Es“-Romans. Das war’s dann aber auch, bitte schön. Ein weiteres Remake braucht die Welt nicht mehr.