Eternals

Filmkritik

Eternals

| Marc Hairapetian |
Marvels Götterdämmerung: Ein Film wie aus dem Diversitäts-Lehrbuch

Am Anfang war das Wort … und Stanley Kubrick! Ein schwarzer Monolith, allerdings mit goldenen Verzierungen, zieht als Verbeugung vor 2001: Odyssee im Weltraum (1965 – 1968), dem Urknall des Science-Fiction-Films, durchs All und durch die folgenden 157 Minuten des bisher ambitioniertesten Kinowerks aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU). Nachdem die 1976 von Zeichner-Legende Jack Kirby, der übrigens auch eine meisterliche „2001“-Erweiterung als Comic-Adaption auf den Markt brachte, geschaffenen Eternals (die „Ewigen“), eine uralte Alien-Rasse, über Tausende von Jahren verborgen auf der Erde gelebt haben, zwingen die Ereignisse aus Avengers: Infinity War (2018) und Avengers: Endgame (2019), wo Thanos (Josh Brolin) die Hälfte aller Lebewesen im Kosmos ausgelöscht hat, sie, aus dem Schatten zu treten und sich gegen ihre größten Feinde, die Deviants (die „Abweichler“), zu vereinen.

Es ist ein Film wie aus dem Diversitäts-Lehrbuch: Fast alle Ethnien sind in der zehnköpfigen Superhelden-Truppe vertreten. Es fehlen nur Schauspieler vom fünften Kontinent (dafür leben zwei der Helden in Australien). Lauren Ridloff als Makkari ist zudem die erste gehörlose Figur im MCU, während Brian Tyree Henrys Phastos der erste offen homosexuelle Superheld ist. Die zweifache Oscar-Gewinnerin Chloé Zhao (Bester Film und Beste Regie für Nomadland) ist aber ohnehin mehr an Charakterzeichnung, Selbstironie und philosophischen Aspekten interessiert als an Dauer-Action. Dementsprechend lässt sie der CGI-Abteilung die schlampig getricksten Deviants-Monster durchgehen. Die fast schon stilisierten Bilder vom Wandel des Universums sind allerdings prächtig gelungen.

Eternals hat zu viele Zeitsprünge, die vom alten Babylon bis zur heutigen Dekade 7000 Jahre umspannen, kann sie aber dramaturgisch besser verflechten als der völlig misslungene Cloud Atlas (2012) von Tom Tykwer und den Wachowski-Schwestern. Schauspielerisch überzeugt ein Frauen-Duo: Salma Hayek verkörpert die Anführerin Ajak. Mit ihrer stoischen Art und der Fähigkeit zur Selbstheilung bildet sie die Brücke zwischen den Eternals und ihren Erschaffern, den Celestials (David Kaye leiht deren Oberhaupt Arishem seine Stimme). Und die zwischen ihrem Kollegen Ikaris (Richard Madden) und dem Menschen Dane Whitman (Kit Harrington) hin- und her gerissene Gemma Chan legt ihre Rolle als Sersi wie eine Shakespeare-Tragödin an. Echte Trauer schwingt in ihren Worten: „Alles stirbt, nur wir nicht.“ Dagegen hat Angelina Jolie, die sich bei Kampfszenen eitel in Pose wirft, hauptsächlich unfreiwillig komische Momente. Wie immer bei Marvel-Abenteuern empfiehlt es sich, bis nach dem elendslangen Abspann sitzen zu bleiben: Es kommt noch etwas.