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Everest – Ein Yeti will hoch hinaus

Filmkritik

Everest – Ein Yeti will hoch hinaus

| Jörg Schiffauer |
Ein neues Animation-Abenteuer aus der Werkstatt von DreamWorks

Der Alltag von Yi, einem Mädchen im Teenager-Alter, das mit seiner alleinerziehenden Mutter in Shanghai lebt, wird eines schönen Tages plötzlich auf den Kopf gestellt. Denn als sich Yi wieder einmal auf das Dach ihres Wohnhauses zurückzieht, um inmitten des Trubels der Metropole ein wenig Ruhe zu haben, findet sie ein seltsames  Wesen, das sich dort versteckt hat. Das zottelige Geschöpf erweist sich als einer der legendenumrankten Yetis und ist trotz seiner durchaus stattlichen Größe selbst noch im eher jugendlichen Alter. Everest – so nennt Yi ihn der Einfachheit halber wegen seiner Herkunft aus der Himalaya-Region – wurde nämlich von Mitarbeitern des exzentrischen Milliardärs Burnish gefangen und in einem Forschungslaboratorium festgehalten. Nachdem ihm die Flucht geglückt ist, möchte der verängstigte Everest einfach nur nach Hause – also beschließen Yi und zwei ihrer Freunde kurzerhand den Yeti in heimatliche Gefilde zu bringen. Die Reise mit einem Yeti im Gepäck quer durch China wäre schon abenteuerlich genug, doch die Helfershelfer des Milliardärs, angeführt von der skrupellosen Wissenschaftlerin Dr. Zara, heften sich auch noch unerbittlich an die Fersen des ungleichen Quartetts.   

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Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Everest, die Zusammenarbeit von DreamWorks, einer der führenden Kräfte
im Fachbereich Animation, und dem chinesischen Partner Pearl Studio, das Genre neu definieren würde. Im Kern vertraut der Plot um ein (vermeintliches) Monster, das sich bei näherer Einlassung als herzensgutes Wesen entpuppt, auf ein ebenso traditionelles wie bewährtes Motiv. (Der englische Originaltitel „Abominable“ bringt die Thematik um Ressentiments  übrigens von Anfang an viel deutlicher zum Ausdruck)

Das funktioniert dennoch bestens, weil die Geschichte ebenso temporeich wie charmant in Szene gesetzt wird, mit jenem routinierten Mix aus präzisen Spannungsbögen und exakt getimtem Humor, der narrative Effektivität garantiert. Dass die Animation bei einer Arbeit aus dem Hause DreamWorks auf höchstem Niveau ist und dem neusten Stand der Technik entspricht, versteht sich beinahe von selbst. Dass die kreativen Köpfen mit dem Protagonisten Everest einen Charakter generiert haben, der es dem Zuschauer schon aufgrund seines hohen Knuddel-Faktors leicht macht, ihn gleich einmal ins Herz zu schließen, trägt nicht unwesentlich zur emotionalen Verdichtung bei.

Mittels der magischen Kräfte des Yeti, die vor allem in Verbindung mit der Natur zur Entfaltung kommen, wird zudem en passant auch dem vorherrschenden Ökologiebewusstsein Rechnung getragen – dem nächsten Erfolg in Sachen Animation dürfte nichts mehr im Weg stehen.