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Die Agentin / The Operative

Filmkritik

Die Agentin / The Operative

| Hans Langsteiner |
Diane Kruger kämpft und liebt sich durch einen halbgaren Spionagethriller.

Der üble Ruf klebt an diesem Film wie Kaugummi an einer Schuhsohle. Die allwissende Wikipedia zitiert als einzige (!) kritische Reaktion einen krassen Verriss der „taz“, in dem von „Murks“, „antiisraelischen Klischees“ und „einem in jeder Hinsicht schlechten Film“ die Rede ist. Vorweg: Ganz so schlimm ist die Sache nicht.

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Zwar geht der israelische Geheimdienst Mossad, der hier Drahtzieher und Auslöser des Geschehens ist, im Lauf der Handlung mehrmals über Leichen auch unbeteiligter Zeugen, doch dass Geheimdienste und eben auch der Mossad nicht eben zimperlich sind, weiß spätestens seit Spielbergs Munich selbst der unbedarfteste Kinogeher. Ungleich kritischer wäre da schon die absurd verschachtelte Dramaturgie zu sehen, die sich über die im Grunde simple Handlung stülpt: Rahmenhandlung, Rückblende und in der Rückblende nochmals Rückblenden – und wofür das alles?

Um zu erzählen, wie eine abenteuerlustige Deutsche als Mossad-Agentin angeworben und als angebliche Englischlehrerin nach Teheran geschickt wird, wo sie sich in jenen Geschäftsmann, auf den sie angesetzt ist, allmählich zu verlieben beginnt. Nicht bös sein, aber solche Konflikte zwischen (Spionage-)Pflicht und (Liebes-)Neigung hat Hitchcock – mit geänderten Vorzeichen – in Notorious schon vor einem guten Halbjahrhundert schlüssiger, klarer und spannender in Szene gesetzt. Hier ist das Ganze versetzt mit konspirativen Treffen, hektischen Handy-Telefonaten und undurchschaubaren Atom-Deals, es wird verschlüsselt und downgeloaded, dass jedem Computernerd das Herz im Leibe lacht, doch Überraschung und Erkenntnisgewinn halten sich in Grenzen.

Auch formal wird hier nicht gerade Neuland betreten. Der israelische Regisseur Yuval Adler (Bethlehem, 2013) nützt das Potenzial der in Deutschland und Teheran angesiedelten Schauplätze nur unzureichend. Seine konventionelle Inszenierung sucht ihr Heil in schnellen Schnitten und einer anonymen Synthie-Musiksauce. Die Kamera klebt an den – durchwegs akzeptablen – Darstellern, allen voran an Diane Kruger in der Titelrolle. Kantiger und herber denn je, ist sie praktisch in jeder Szene zu sehen, und ihr konzentriertes Spiel verleiht dem Film zumindest etwas von jener Intensität, die ihm sonst schmerzlich fehlt. Wenn jemand das Interesse an dieser routiniert gestylten Räuberpistole letztlich doch wach hält, dann sie.