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Filmkritik

Ein letzter Job

| Pamela Jahn |
Schlagabtausch der alten Liga

Es ist ein Fall wie fürs Kino gemacht: Eine Gruppe Krimineller bricht in ein Juwelierdepot ein, verschafft sich über einen Liftschacht Zugang zum Keller und bohrt mit allerlei massiven Gerätschaften ein Loch in eine 50 Zentimeter dicke Betonwand, um auf diese Weise in den Tresorraum vorzudringen. Dort angekommen machen sich die Einbrecher über die untergebrachten Safes her und transportieren eine millionenschwere Beute an Juwelen, Schmuck, Geld und Gold in Sporttaschen und Mülltonnen zum Fluchtfahrzeug vor der Tür. Für die ganze Aktion benötigen die Männer, da nicht mehr die Jüngsten, das komplette Osterwochenende, jedoch ohne dabei von Sicherheitskräften, geschweige denn der Polizei gestört zu werden. Verhaftet werden die Drahtzieher erst Wochen später, während ein Großteil der Beute bis heute verschollen bleibt.

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Der spektakuläre Einbruch im Londoner Diamantenviertel Hatton Garden vor ziemlich genau drei Jahren, begangen von einer Diebesbande im Seniorenalter, hielt nicht nur wochenlang Scotland Yard und die britischen Medien in Atem, sondern entpuppte sich mit dem Bekanntwerden immer abstruser erscheinender Fakten bald zu einem der populärsten Raubüberfälle in der Kriminalgeschichte des Landes. Abenteuerlich waren dabei nicht nur die Einzelheiten des Tathergangs, sondern vor allem die Informationen über die Täter selbst. Die vier Herren der alten Schule hatten den Coup über Monate bei einem regelmäßigen Pint Bier im Pub geplant und übten sich auch nach der Tat keinesfalls in Verschwiegenheit und Zurückhaltung, was sie letztlich ihre Freiheit kostete.

Angesichts der Skurrilität und Eigentümlichkeit des Falls verwundert es kaum, dass James Marsch auch für seine Filmversion des Raubüberfalls eine entsprechend gewichtige und umtriebige Besetzung gewinnen konnte. Immerhin ist die Geschichte nicht nur fast zu kurios, um wahr zu sein, sondern bietet den alten Schauspielkumpanen Michael Caine, Jim Broadbent, Tom Courtenay, Paul Whitehouse, Michael Gambon und Ray Winstone zudem allerlei Möglichkeiten zum gegenseitigen Schlagabtausch. Dennoch fällt King of Thieves beispielsweise weit hinter dem von David Lowery unlängst mit viel Liebe und Sorgfalt verfilmten The Old Man & the Gun zurück. Zu platt sind die Witze, zu mühsam der Plot als dass man tatsächlich in die Bande um Caines in die Jahre gekommenen Oberkriminellen Brian Reader investieren würde. Das Gute daran: Dem Ensemble macht das mangelhafte Drehbuch nicht das Geringste aus. Sie bewahren ihren Humor wie ihre Würde, und zwar auch dann noch, wenn längst alles verloren ist.