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Filmkritik

Friedhof der Kuscheltiere

| Oliver Stangl |
Manchmal kommen sie wieder.

Stephen-King-Verfilmungen haben eigentlich immer Konjunktur – dass bei mittlerweile über 100 Adaptionen für Film und Fernsehen die Qualität ebenso schwankt wie die Einspielergebnisse, verwundert dabei nicht. Auf Klassiker wie The Shining (1980) oder The Shawshank Redemption (1994) kommen Gurken wie Graveyard Shift (1990) oder Cell (2016). Nach dem monströsen Erfolg von It (2017, weltweites Einspielergebnis: 700 Millionen Dollar) hat Hollywood Blut geleckt und schickt erneut ein Remake – genauer gesagt: die Zweitverfilmung eines prominenten King-Werks – ins Rennen. Die erste, finanziell erfolgreiche Version von Pet Sematary (1989, Regie: Mary Lambert), zu der der Horrormeister selbst das Drehbuch beisteuerte sowie einen Cameo-Auftritt als Priester absolvierte, gilt zwar nicht gerade als Meisterwerk, ist aber immerhin ein solider Reißer.

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Der Inhalt sollte zumindest unter Horrorfans bekannt sein: Das Ehepaar Louis und Rachel Creed übersiedelt mit den zwei kleinen Kindern Gage und Ellie in einen beschaulichen Ort im ländlichen Amerika. Man möchte ein ruhigeres Leben führen – der Vater ist Arzt – und mehr Zeit miteinander verbringen. Als Familienkatze Church Opfer eines Verkehrsunfalls wird, führt der etwas wunderliche Nachbar Jud Familienvater Louis zu einer alten, unweit eines Haustierfriedhofs gelegenen indianischen Begräbnisstätte mit übernatürlicher Wirkung: Was dort begraben wird, kommt zurück. Als das Haustier nach dort erfolgter Beerdigung wiederauftaucht, ist es allerdings vom Wesen her stark verändert – der ehemals friedliche Kater gebiert sich überaus aggressiv und ist zudem von üblem Geruch. Als auch Gage kurz darauf einem Verkehrsunfall zum Opfer fällt, verkraftet Louis dies nicht und begräbt die Leiche seines Sohnes ebenfalls am magischen Ort. Die Folgen sind mörderisch und bestätigen Juds Mutmaßung: „Sometimes, dead is better.“

Die Version von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer ist bemüht, das Niveau gegenüber dem Vorgänger anzuheben und baut Varianten ein: Hier stirbt nicht der Sohn Gage, sondern die Tochter Ellie, zudem gibt es – ein Steckenpferd des Regie-Duos – eine zusätzliche Body-Horror-Ebene, die Rachels Schwester betrifft. Der neue Pet Sematary legt Wert darauf, ein herzliches Familienverhältnis zu etablieren, was zwar nicht so schlecht gelingt, allerdings auch ein wenig durch Spannungseffekte konterkariert sind, die von Anfang an auftauchen. Die Bedrohung kommt hier nicht langsam heran, sondern so zügig wie die Trucks, die über die Landstraße rasen. Das Stilmittel des Zugehens auf eine Geräuschquelle in dunkler Umgebung sorgt immer wieder für Spannung, wird aber einen Tick zu häufig eingesetzt. Die Ebene, die sich mit der Schwere des Abschiednehmens auseinandersetzt, funktioniert zudem besser als die „Schuldebene“ (Rachel macht sich Vorwürfe wegen des Todes ihrer missgebildeten Schwester in Kindheitstagen). Dass man oft den Eindruck hat, dass Dinge passieren, weil das Drehbuch es eben so will, liegt eher in der Struktur der Story an sich begründet (dass Katze und Kind so kurz hintereinander überfahren werden, ist einfach ein wenig bequem, und dass der Tod der Katze kein Anlass war, einen Zaun zu bauen, sollte den Eltern eine Anzeige wegen Fahrlässigkeit einbringen). Darüber hinaus ist die Wiederkehr der Tochter nicht vor der einen oder anderen Sekunde unfreiwilligen Humors gefeit.

Dennoch funktionert der Film als Horror-Entertainment ziemlich gut. Eine Stärke dieses Pet Sematary sind die – im Vergleich zur ersten Version besseren – Schauspieler, aus denen besonders Jason Clarke als Vater einer Durchschnittsfamilie und der stets verlässliche John Lithgow als Jud herausstechen. Und weil die King-Verfilmungen mittlerweile schon derart umfangreich sind, gibt es für Fans einige nette Anspielungen, besonders auf The Shining. Als besonders gelungen kann der finale Twist bezeichnet werden, ironisiert er doch das Thema „Wiedersehen nach dem Tod“ auf originell-makabere Weise.