Tolkien Film

Filmkritik

Tolkien

| Oliver Stangl |
The Boy of the Rings: Dome Karukoskis Biopic inszeniert die Jugendjahre J. R. R. Tolkiens als eine Art Vorspiel zur „Herr der Ringe“-Saga.

Das Werk des John Ronald Reuel Tolkien (1892–1973) ist eines der Superlative: Sein Fantasy-Epos „The Lord of the Rings“ verkaufte sich bis dato 150 Millionen Mal, und auch das Kinderbuch „The Hobbit“ entwickelte sich zum Megaseller. Die Verfilmungen (The Hobbit) durch Peter Jackson (2001–2003 bzw. 2012–2014) verankerten die Stoffe dann endgültig in der globalen Populärkultur; Fans verkleiden sich noch heute gern als Gandalf oder Frodo und zaubern dem neuseeländischen Tourismusminister ein Lächeln ins Gesicht. Das Leben des Mannes, der gerne seine eigenen Sprachen kreierte, verlief allerdings spätestens seit seiner Professur in Oxford überaus ruhig, man könnte sagen: frei von Dramatik. Kein Wunder also, dass das Biopic des Finnen Dome Karukoski auf die Jugendjahre Tolkiens fokussiert. Dabei schneidet der Film zwischen der Schlacht an der Somme, an der Tolkien im Zuge des Ersten Weltkriegs teilnahm, und seinen Erlebnissen in Schule und Liebe hin und her. Nach dem frühen Tod der Mutter im Jahr 1904 (der Vater war bereits 1896 verstorben) behauptet John sich zunächst an der King Edward’s School in Birmingham, wo er mit Schulkollegen die „Tea Club – Barrovian Society“ gründet, eine Vereinigung, in der man Literatur diskutiert und nebenbei Blödsinn anstellt. In der Pension einer alten Dame, wo ihn ein mit der Mutter befreundeter katholischer Priester unterbringt, lernt er die drei Jahre ältere Edith kennen. Doch da diese Bekanntschaft seine Studienerfolge in Oxford zu beeinträchtigen droht, verbietet der Priester ihm jeden Kontakt mit Edith. „Herz oder Karriere?“ lautet die Frage, und dann bricht auch noch der Krieg aus …

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Tolkien folgt im Wesentlichen (mit den üblichen Freiheiten Hollywoods und allzu geglätteten Bildern) den Lebensstationen seines Protagonisten, doch zielt der Film – neben einer allzu schematischen Feier von Kameradschaft – von Anfang an darauf ab, die Biografie sozusagen als Vorspiel zu „LotR“ und „The Hobbit“ zu inszenieren. Eine im Prinzip legitime Idee, doch geht man dabei eher wenig subtil vor: Im Gaskrieg fliegen Drachen übers Schlachtfeld, reiten Nazgûl zwischen den Heeren und erhebt sich Sauron; der Schein einer Lampe lässt in Tolkiens Auge einen flammenden Ring erscheinen und die erste Begegnung des Jungen mit der Industrie lässt an Mordor denken. Auch sind die Schnitte zwischen Krieg und Frieden dramaturgisch arbiträr. Ein Highlight sind dafür die Szenen zwischen dem Studenten Tolkien (Nicholas Hoult) und dem Philologen Joseph Wright (Derek Jacobi): Hier erwacht Tolkiens Begeisterung für Sprache und Mythen zum Leben. Ein Film, der in die richtige Richtung zielt, aber knapp danebenschießt.