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Filmstart

Hals über Kopf

| Ania Gleich |
Vom Heiraten und Steuerhinterziehen

Man mache eine Langspielfilm-Version von SOKO Donau, verwässere sie mit einer Prise Catch Me If You Can sowie einer Messerspitze Runaway Bride und stationiere das Ganze in Wien Stadlau. So oder so ähnlich lässt sich Andreas Schmieds filmische Ratatouille Hals über Kopf beschreiben, die stolz auf der Zielgeraden des Comedy-Awards für schlechten Geschmack steht. Was den Kinobesuch trotz aller Abwegigkeit lohnend machen könnte, findet sich zwischen Flachwitz und Speckgürtel.

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Millionärstochter Ella (Miriam Fussenegger) flüchtet am Tag ihrer Hochzeit „Hals über Kopf“ von der eigenen Feier. Am Parkplatz des Anwesens versteckt sie sich kurzzeitig im Kofferraum eines Bentleys. Was nur als Übergangsversteck geplant war, wird unerwartet zum Schlüsselmoment für die folgende Schicksalswendung: Richie (Otto Jaus), der sich als Caterer bei den Feierlichkeiten aufhält, kommt durch glückliche Umstände dazu, einen Wagen zu stehlen – eine Leidenschaft, die dem Ex-Häftling nicht fremd ist. Was für ein Zufall, dass gerade dieses Auto die Braut im Kofferraum birgt. Es dauert nicht lange, dass der Fauxpas von Richie und seinem Komplizen Erkan entdeckt wird. Doch der Spieß soll sich bald umdrehen – der Grund für Ellas Flucht sind nämlich die illegalen Geschäfte der Familie, die die junge Millionärin aufdecken will. Der USB-Stick ihres Verlobten wird zum Druckmittel: Richie soll Ellas Entführer spielen und die Familie, die alles für die Vertuschung ihrer Machenschaften tun würde, in Zugzwang bringen. Trotz aller komödiantischen Missgeschicke und unglücklichen Verstrickungen mit Richies Gangster-Kreisen, geht das eigentümliche Ziel von Ella auf. Dass Richie und sie sich dabei unerwartet näherkommen, ergibt die Spitze des flachen Humors.

Dass mit der obigen Synopsis fast alles über Hals über Kopf gesagt ist, überrascht wenig. Was sich hier als „Genre“-Mashup von Gauner-Film und RomCom bezeichnen will, geht eher an einer Mischung aus seichtem Dialog und absehbaren Schenkelklopfer-Momenten zu Grunde. Der Subtext einer „Klassen“-Romanze (Er – Gauner, Sie – Millionärstochter) ist so aufgesetzt, dass man lieber drei Stunden der Titanic beim Versinken zusähe: Kate und Leonardos klassenüberbrückender Liebeskampf drückt einem zumindest die Tränen in die Augen. Hals über Kopf drückt, wenn, nur als unbestimmte Fremdscham in der Magengegend. Dass in der ein oder anderen Szene ehrlicher österreichischer „Schmäh“ als Windhauch an einem vorbeizieht, muss man Andreas Schmied lassen; als leichte Sonntagabendkost reicht Hals über Kopf trotzdem.