Hustlers

Filmkritik

Hustlers

| Pamela Jahn |
J.Lo auf Fischfang

Destiny (Constance Wu) ist ihr Name und der ist Programm. Wir schreiben das Jahr 2007 und die junge Frau muss feststellen, dass ihr Leben als Nachtclubtänzerin weniger glamourös und lukrativ ist, als sie sich das vorgestellt hat. Denn auch in einem Striplokal herrschen Hierarchien, Machtgefälle und Rivalität. Zudem sind die anderen Tänzerinnen eine Clique, zu der Destiny nicht gehört, bis sie eines nachts auf Ramona (Jennifer Lopez) trifft, die große Diva des Clubs und ein Star an der Pole-Stange. Wer mit ihr den Raum betritt, hat nichts zu befürchten oder zu verlieren, denn Ramona hat lange und hart darauf hingearbeitet, aus ihrem Körper ein Geschäft zu machen, für das es sich zu zahlen lohnt. Und weil sie außerdem ein großes Herz hat, nimmt sie Destiny unter ihre Fittiche, zeigt ihr die richtigen Moves und Tricks, die es braucht, um den Männern statt Dollarnoten die Platin-Kreditkarte aus der Tasche zu locken. So entsteht zwischen den beiden Frauen bald eine einträgliche Freundschaft, die es Destiny ermöglicht, ihr Schicksal in die vermeintlich richtige Richtung zu lenken. Zeitweise zumindest. Denn bald zwingt die globale Rezession das Erfolgsduo, getrennte Wege zu gehen. Als sie sich jedoch ein paar Jahre später wieder treffen, hat Ramona längst einen neuen Plan, um auch nach der Krise noch an das Konto ihrer Kunden zu gelangen: Anstatt darauf zu warten, dass die Männer den Club betreten, geht sie in ausgesuchten Bars „fischen“, um anschließend erneut abzubuchen – und zwar diesmal richtig.

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Hustlers ist ein Film über das Kapital – das sexuelle, das finanzielle und das soziale. Klassisch und mitunter klischeehaft inszeniert, aber mit einer Energie, die ansteckt und elektrifiziert, hat Lorene Scafaria einen Film geschaffen, der nicht nur Spaß macht, sondern ähnlich wie Steven Soderberghs eigenwilliges Stripper-Drama Magic Mike einen Nerv trifft, im Zuschauer wie im Filmbusiness. Denn Scafaria zeigt, dass es auch anders geht, dass man durchaus sexy sein kann, ohne allzu explizit zu sein, um die Figuren und ihre Geschichte vor der Ausbeutung zu schützen. Inspiriert durch einen Artikel von Jessica Pressler im „New York Magazine“, hält sich die Regisseurin zwar ein bisschen zu genau an die in Flashbacks erzählte Vorgabe, was dazu führt, dass der Film im zweiten Teil ähnlich wie seine Protagonistinnen zu straucheln beginnt und es gegen Ende etwas holprig zugeht. Doch mit Jennifer Lopez als treibender Kraft wird einem das eigentlich erst später bewusst. J.Lo ist famos, exquisit und trägt diesem Film auf ihren durchtrainierten Schultern, als hätte sie in den vergangenen Jahren nichts anderes getan, als sich auf diese Rolle vorzubereiten. Ihretwegen ist Hustlers einen Blick und jeden Cent des Eintrittsgeldes wert.