ray Filmmagazin » Filmkritiken » Immaculate
Immaculate

Filmstart

Immaculate

| Philip Waldner |
Nonnenhorror mit Sydney Sweeney

 

Werbung

Als Hollywoods neuester Darling und aufstrebender Star Sydney Sweeney vor kurzem in der US-Comedy-Show Saturday Night Live zu Gast war, kündigte sie ihren neuesten Film Immaculate mit den Worten an: „Ich spiele eine Nonne, es handelt sich also um perfektes Casting“ – womit sie sofort Gelächter erntete. Sweeney, die durch ihre freizügige Darstellung eines promiskuitiven Teenagers in der HBO-Serie Euphoria Bekanntheit erlangte, muss in Immaculategewissermaßen gegen ihr Image anspielen. In einer Szene zu Beginn wird Schwester Cecilia (Sweeney) von einem italienischen Zollbeamten befragt, der die Aufmachung der jungen Frau in Nonnenkluft dann auch gleich mit „Was für eine Verschwendung!“ kommentiert. Als Neuankömmling aus den USA in einem fremden Land hat sie es nicht leicht, auch wenn Pater Tedeschi (Álvaro Morte), der Cecilia in ein italienisches Kloster in pittoresker Umgebung berufen hat, sie sofort freundlich aufnimmt. Zwar gewöhnt sich Cecilia schnell an den Klosteralltag, sie muss aber bald feststellen, dass sich hinter den heiligen Hallen ein düsteres Geheimnis verbirgt.

Auf den ersten Blick schwimmt Immaculate auf der Welle von Horrorfilmen wie The Nun (2018) und The Nun II (2022) mit. Mit der gepflegten Langeweile dieser Filme hat Immaculate dann aber zum Glück wenig gemein. Regisseur Michael Mohan – der mit Sweeney bereits die immens unterschätzte, Hitchcock’sche Obsessionsstudie The Voyeurs (2021) gedreht hat – ist sich des klischeebeladenen Stoffs durchaus bewusst, ohne deswegen gleich Zuflucht in ironischen Brechungen zu suchen. Der Film gibt sich betont camp, mit Dialogzeilen, bei denen man nicht umhinkann, die Augen zu verdrehen – und trotzdem mit Begeisterung weiterschaut. Spätestens wenn man bei Cecilias titelgebender unbefleckter Empfängnis angekommen ist, wird klar, um welche Sorte Film es sich handelt. Man rechnet beinahe schon damit, dass Russell Crowe aus The Pope’s Exorcist (2023) gleich um die nächste Ecke biegt.

Die Handlung, die sich an katholischem Fanatismus, Reliquienfetisch und mittelalterlichen Folterwerkzeugen entlanghantelt, mündet schließlich in einem blutigen Finale, in dem sich Sydney Sweeney die Seele aus dem Leib schreien darf. Wer zuletzt ihre zurückgenommene Darstellung als Whistleblowerin im intensiven Politdrama Reality (2023) erlebt hat, auf den wird der Ausbruch am Ende von Immaculate geradezu kathartisch wirken. Ein perverses Vergnügen.