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JOJO RABBIT

Filmkritik

Jojo Rabbit

| Marietta Steinhart |
Mein bester Freund Hitler

Es ist nicht unmöglich, eine Komödie über Adolf Hitler zu machen. Mel Brooks hat in seinem Film The Producers 1967 den deutschen Diktator bloßgestellt, und schon während des Krieges verspottete Hollywood Hitler mit Charlie Chaplins Klassiker The Great Dictator (1940) oder – ein wenig brachialer – mit The Three Stooges in You Nazty Spy! (1940). Dennoch ist es schwierig, Hitler in eine Comicfigur zu verwandeln.

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Taika Waititis neue Regiearbeit Jojo Rabbit hat weniger mit Chaplins Satire auf Hitler gemein als mit, sagen wir, Roberto Benignis La vita è bella (1997), der eine ungewöhnliche Verspieltheit in die Geschichte eines KZ-Lagers brachte. Waititi hat seinen Film als Anti-Hass-Satire bezeichnet, aber die kindliche und bisweilen naive Herangehensweise der Komödie an so ein schwieriges Thema wird die Gemüter spalten.

Roman Griffin Davis spielt Johannes „Jojo“ Betzler, einen zehnjährigen deutschen Jungen, der Hitler so sehr verehrt, dass er sich während der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges den Diktator (mit Chuzpe gespielt von Waititi) als allgegenwärtigen Kumpel vorstellt. „Mann“, sagt Hitler an einer Stelle zu seinem Fan, „du bist wirklich der treueste Nazi, den ich je getroffen habe!“

In seiner Jugendgruppe für Antisemitismus (Sam Rockwell und Rebel Wilson sind die Führer der Hitlerjugend) lernt er Fertigkeiten wie das Verbrennen von Büchern. Als er aber entdeckt, dass seine Mutter (Scarlett Johansson) ein jüdisches Mädchen namens Elsa (Thomasin McKenzie) bei ihnen zu Hause versteckt, ist Jojo gezwungen, sich mit seinen Vorurteilen auseinanderzusetzen.

Jojo Rabbit basiert lose auf dem Roman „Caging Skies“ von Christine Leunens. Als Waititi, der Sohn eines Maori-Vaters und einer Mutter mit russisch-jüdischen Wurzeln, den weitaus dunkleren Roman adaptierte, beschloss er, das launige Element hinzuzufügen. Sein Führer ist eine Variation seiner Rollen in der großartigen Vampir-Satire What We Do in the Shadows (2014) und Thor: Ragnarok (2017). Er kann Narren sehr gut spielen. Bevor der neuseeländische Filmemacher in die Welt der Blockbuster eintauchte, war er bereits ein komödiantischer Schauspieler und Geschichtenerzähler, der unschuldige Warmherzigkeit mit bissigem Witz verbinden konnte. Jojo Rabbit baut auf dieser Tradition auf, aber trifft nicht immer die richtigen Töne.
Waititis Verschönerungen bringen gelegentlich dunkle Poesie, insbesondere mit dem Soundtrack, zum Beispiel die Verwendung von „Everybody’s Gotta Live“, wenn die Bomben der Alliierten abgeworfen werden. Aber manchmal ist es eben auch nur das: Verschönerungen.