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Filmstart

Jurassic World: Ein neues Zeitalter

| Oliver Stangl |
Die Kinosaurier sind müde.

Dass Hollywood seit ein paar Jahren besonders intensiv auf Nostalgie setzt, ist ein offenes Geheimnis (Mini-Mini-Mini-Auszug: die neuen Star Wars-Filme mit Gastauftritten der Originalschauspieler und Retro-Optik; Spider-Man: No Way Home mit seinem geballten Aufkommen diverser Spider-Man-Schauspieler und -Bösewichte; Ghostbusters: Afterlife mit seiner digitalen Wiederbelebung des verstorbenen Ur-Busters Harold Ramis sowie Cameos der Überlebenden). Nicht selten wird mit der Kraft von Erinnerungen das Fehlen von Neuem und Originellem übertüncht; zudem lassen sich solcherart gleich mehrere Generationen ins Kino oder vor die Bildschirme locken. Bei Colin Trevorrows Jurassic World-Reihe setzte man von Anfang an auf den Faktor Nostalgie: Teil 1 aus dem Jahr 2015 zitierte ausgiebig das musikalische Hauptthema, das John Williams zum Spielberg-Original Jurassic Park (1993) komponiert hatte und streute immer wieder Requisiten daraus ein. Gemildert wurde dies immerhin durch Meta-Schmähs über Kommerzialisierung und Chris Pratt, dem Action und Humor meist gut stehen. Jurassic World war definitiv kein Film für die Ewigkeit, hatte nicht wenige Logiklöcher und einige Klischees zu bieten (banaler Bösewicht, Last-Minute-Escapes), war aber immerhin unterhaltsam und erfüllte seinen Zweck als leichte Sommerkost. Teil 2, das muss man so sagen, war einfach nur schwach – und inhaltlich mehr als schwachsinnig.

Nun kommt also, nach einem Jahr des pandemiebedingen Aufschubs, Teil 3 ins Kino – und setzt erneut auf Nostalgie, was sich schon allein dadurch zeigt, dass die Originalbesetzung aus Jurassic Park wieder auf den Plan tritt: Jeff Goldblum, Sam Neill und Laura Dern unterstützen Chris Pratt und Bryce Dallas Howard. Wirklich besser macht das die Sache aber auch nicht – Dominion ist ein Film, der nicht so recht weiß, was er eigentlich sein will. Die Handlung ist eine rudimentäre Sache: Owen (Pratt) und Claire (Howard) haben sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um das Klon-Mädchen Maisie aus dem letzten Teil vor Experimenten zu schützen. Doch die Bösen (diesmal steht ein Konzern-Chef mit verschwommenen Motiven an der Spitze – sowohl die Gene des Mädchens als auch der Dinos sollen seinem Unternehmen viel Geld bringen) finden die Kleine natürlich. Es folgt eine Hetzjagd durch mehrere Länder (u. a. Malta und italienische Gebirgslandschaften, die vom bösen Konzern zum Dino-Lebensraum umgestaltet wurden), in denen ein ermüdendes Set-Piece an das andere gereiht wird. Das Mädchen soll befreit und wie nebenbei der Konzern (der auch für die Freisetzung von Dino-Heuschrecken verantwortlich ist, die weltweit die Ernten bedrohen) zur Strecke gebracht werden.

Dinos – die es mittlerweile massenhaft auf der Welt gibt, wofür der Film allerdings nur relativ schwache Erklärungen wie illegale Zuchtfarmen liefert – hetzen die Menschen, wobei die Guten natürlich in letzter Sekunde davonkommen und die Bösen gefressen werden. Auch das ist so eine Sache, die sich unangenehm durch die letzten Filme zog: Figuren, die für das Drehbuch wichtig sind, werden von den Sauriern erst sekundenlang angestarrt, Böse sofort vertilgt. Die Action ist durch diese Schematik auch nicht besonders aufregend und wirkt gehetzt. Obwohl man hier auf ein geografisch breiteres Panorama setzt – denn die früheren Filme waren ja entweder auf der Insel (rund um den mal offenen, mal geschlossenen Park) oder im Bunker einer Milliardärsvilla angesiedelt. Wirklich eindrucksvolle Bildideen findet Trevorrow aber auch im internationalen Setting nicht. Fast nie hat man das Gefühl, dass unsere Helden sich in Gefahr befinden, das Davonkommen in letzter Sekunde hat man schon viel zu oft gesehen. Generell bleiben die menschlichen Figuren Schablonen, was hier leider auch auf das Trio des Originalfilms zutrifft. Zu selten findet sich mal eine amüsante Dialogeile, die meisten Witze fallen flach. Ein bisschen Action, ein bisschen Horror, ein bisschen Undercover-Ermittlung in einem unfreiwillig komischen unterirdischen Dinosaurier-Schwarzmarkt, dazu noch ein Showdown am Konzerngelände, und das alles auf zweieinhalb Stunden gedehnt: Selten hat man sich mit den Kreaturen aus der Urzeit derart gelangweilt. Und das ist schade, denn eigentlich lieben wir ja alle Dinosaurier, oder?