Kaviar Film

Filmkritik

Kaviar

| Jakob Dibold |
Rasante Komödie für genügsame Gaumen

Kaviar […] ist gereinigter und gesalzener Rogen […] von verschiedenen Stör-Arten“, weiß Wikipedia. An Kaviar stört durchaus mehr als die Flut derartiger Wortwitzeleien, die die Off-Stimme bei quasi jedem ihrer zahlreichen Auftritte ausspuckt. Doch um es dem Film wiederum gleichzutun, sei dieses ebenso eine an den Anfang gestellte finale Pointe. Erst also mal der Reihe nach: Als Dolmetscherin des russischen Oligarchen Igor ist Nadja mittlerweile einiges gewöhnt, doch dessen neuestes Vorhaben schlägt dem Fass den Boden aus: Eine Luxusvilla mitten auf der Schwedenbrücke in Wien soll es werden. Geld spielt keine Rolle und in Florenz gibt es das ja schließlich auch. Als Klaus, der sich bald als astreiner Mistkerl herausstellende Ehemann von Nadjas russischer Freundin Vera, von der Sache Wind bekommt, schießen ihm die Eurozeichen ebenso schnell in die Augen wie der Superreiche das Projekt realisiert haben will. Igors, vorsichtig ausgedrückt, ungeduldigen zeitlichen Forderungen geschuldet, muss Klaus also sofort alle Hebel und Kontakte in Bewegung setzen. Seine Absichten sind dabei natürlich nur scheinbar ehrlich. Und weil auch Nadja und Vera, bald zusammen mit der jungen Kindersitterin Teresa als gewitztes und wagemutiges Trio, ihrerseits so einiges aushecken, um den endgültig in Ungnade gefallenen Männern eines auszuwischen, entfaltet sich in Wien recht bald ein wahrhaftes Chaos, das es problemlos in die Zeit im Bild schafft.

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Allzu viel Neues oder Aufregendes gibt es von Elena Tikhonovas Spielfilmdebüt selbst jedoch nicht zu berichten. Zwar schafft es der Film zwischen tonnen-weise Presslufthammer-Pointen und den eingangs erwähnten, überfallsartigen Sprachspiel-Exerzitien tatsächlich ein ums andere Mal – dem Wiener Schmäh sei Dank – ziemlich witzig zu sein. Aufgrund seiner Vorhersehbarkeit zieht sich das Abenteuer aber schlussendlich leider als Abfolge von Einzelsketchen ziemlich in die Länge. „Bleiben jedoch einzelne Eier am Deckel der Dose kleben, so ist dies ein Beweis dafür, dass Luft in die Dose eingedrungen oder darin geblieben ist. Der Rogen ist dann nicht von guter Qualität oder gar verdorben“, meint auch die Online-Enzyklopädie. Von völliger Verdorbenheit muss man nicht sprechen; sein Übermaß an heißer Luft verortet diesen Unterhaltungsfilm jedoch in einer eher niedrigen Preisklasse. Die österreichische Politik bietet aber dieser Tage einen unverhofften Plot-Twist – so ist die köstliche Persiflage auf einen gewissen mit oligarchischem Kapital liebäugelnden Politiker hier geradezu prophetisch …!