ray Filmmagazin » Filmkritiken » Megalopolis

Filmstart

Megalopolis

| Pamela Jahn |
Alles oder nichts

Die Stärken eines Regisseurs sind manchmal nicht ohne seine Schwächen zu haben. Francis Ford Coppola, einer der prominentesten Vertreter von New Hollywood, ist wohl kaum der einzige Filmemacher, auf den dies zutrifft  Mit Werken wie The Godfather und Apocalypse Now hat er in den siebziger Jahren Kinogeschichte geschrieben. Dann floppte sein technisch imposantes Fantasie-Musical One from the Heart (1982) derart spektakulär an den Kinokassen, dass seine Produktionsfirma langfristig Pleite ging.

Anstrengung ist auch Megalopolis anzumerken, 120-Millionen-Dollar-Budget hin oder her. Der Film ist eine Herausforderung, im Guten wie im Schlechten. Größenwahnsinniges Kino ohne Maß und ohne Ziel, aber mit Verve und Gefühl. Hinter dem Titel verbirgt sich eine Mischung aus epischer Science-Fiction-Fabel und politischer Satire, in der es hoffnungslos pathetische Einstellungen gibt. Und erstklassige Schauspieler, die bisweilen so unbeholfen in den aufwändigen Kulissen agieren, dass sie, überwältigt vom emotionalen Überbau des Unterfangens, in der Inszenierung untergehen.

Die gegenwärtige amerikanische Republik, heißt es zu Beginn, sei mit dem alten Rom vergleichbar. Der Schauplatz ist eine Art retrofuturistisches New York. Einer der einflussreichsten Player in der Stadt ist Cesar Catalina (Adam Driver), ein visionärer Architekt, der mit seinen kreativen Ideen die Welt retten und nach eigenen Vorstellungen gestalten will. Seine neueste Erfindung ist ein innovativer Baustoff, der auf wundersame Weise stark und formbar ist. Gleichzeitig besitzt der charismatische Entrepreneur geheime Kräfte, mit denen er die Zeit stoppen kann.

Als sich Catalina in Julia (Nathalie Emmanuel), die Tochter des ihm feindlich gegenüberstehenden Bürgermeisters Cicero verliebt, entspinnt sich eine Art Montague-Capulet-Konflikt. Daneben geht der alternde Bankier Hamilton Crassus III (Jon Voight) eine verhängnisvolle Affäre mit der sensationsgeilen Fernsehmoderatorin Wow Platinum ein, während sein Enkel Clodio Pulcher (Shia LaBeouf) eigene korrupte Ziele verfolgt.

Alles bedeutet alles in diesem Film und wiegt zugleich nichts. Jeder Dialog ist mit Bedeutung aufgeladen, erweist sich jedoch immer öfter als geschwülstige Plauderei. Die irre Geschichte verliert sich in der Opulenz der Bilder. Megalopolis ist voller Widersprüche und überladen mit Erwartungen an sich selbst. Coppola will zu viel, und er bezahlt dafür. Dennoch, und das ist das Sympathische, ist ihm zugleich ein Film gelungen, der in seiner Anmaßung auf seltsame Weise berührt.