moneyboys

Filmstart

Moneyboys

| Andreas Ungerböck |
Eine etwas unentschlossene queer story mit packenden Momenten

So schön es ist, dass C.B. Yis seit langem zirkulierendes Projekt nun endlich fertiggestellt werden konnte und beim Filmfestival in Cannes eine viel beachtete Premiere feierte, so leise enttäuscht ist man dann doch vom Resultat. Zwar sind viele Dinge in den Ankündigungen und Beschreibungen zu lesen, sie kommen aber im fertigen Film kaum vor. Der „provokante“ Blick auf Chinas homophobe Gesellschaftsstruktur, die Ausbeutung und Entfremdung eines schwulen Strichers in der Megalopolis Beijing, das alles wird mehr angedeutet und behauptet, als dass es wirklich erzählt wird.

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Oder, anders gesagt: Die Geschichte des jungen Fei, der seinen Körper verkauft, um seine Familie in einem kleinen Dorf finanziell zu unterstützen, unterscheidet sich in nichts von vielen ähnlichen Geschichten aus anderen Ländern, ist mehr beliebig, als dass sie etwas über den Status quo aussagt. Und chinesische Filme, die – trotz drohender Konsequenzen – das Thema weitaus furchtloser angepackt haben, gab es längst, man denke etwa an Zhang Yuans East Palace, West Palace (1996) oder Liu Bingjians Men and Women (1999).

Mutlosigkeit und Unentschlossenheit, das trifft es wohl am besten. Das soll aber nicht heißen, dass Moneyboys keine Verdienste hat, und je mehr er sich, so ungefähr ab der Mitte des Films, wegbewegt vom Allgemein-Pseudokritischen hin zum Konkreten und Persönlichen, desto besser und berührender wird der Film. Festmachen kann man das anhand einer Sequenz, in der Fei sein Dorf besucht (zum Begräbnis seiner Mutter war er nicht zurückgekehrt). Dabei wird er von den Freunden seines Vaters und von seinem Onkel beschimpft und gedemütigt, die andererseits gar nichts dabei finden, das Geld, das er mit Prostitution verdient, anzunehmen.

Als er wieder aufbricht, folgt ihm der noch jüngere Long in die Großstadt. Es entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden Männern, und allmählich gewinnt der Film an Substanz, als hätte ihm jemand Leben eingehaucht. Stark ist auch der emotionale Aufruhr, der Fei packt, als er seinen ehemaligen Liebhaber Xiaolai wiedertrifft, der inzwischen verheiratet ist und drei Kinder hat. Xiaolai hatte ihn einst vor einem brutalen Kunden schützen wollen und war dabei schwer verletzt worden. Damit überwindet der Film die Leerstellen, in die er in seiner ersten Hälfte bisweilen abzudriften droht. Fazit: eine Talentprobe, die zum einen Hoffnung macht, zum anderen aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass mit einem entschlosseneren Zugang wahrscheinlich mehr erreicht hätte werden können.