ray Filmmagazin » Filmkritiken » Mr. Brooks – Der Mörder in dir

Mr. Brooks – Der Mörder in dir

| Ralph Umard |

Psychogramm einer gespaltenen Persönlichkeit, bei der ein ehrenwertes Ego und sein mordgieriges Alter Ego nach Selbstverwirklichung streben.

Werbung

Nach außen hin ist Earl Brooks ein renommierter Großunternehmer, verständnisvoller Familienvater und liebender Ehemann. Doch hinter der vorbildlichen Fassade der Wohlanständigkeit verbirgt sich eine gespaltene Persönlichkeit: einerseits Biedermann, andererseits Serienmörder. Obwohl Brooks sich bemüht, die Bestie in seinem Innern zu zähmen, kann er den zwanghaften Trieb zu töten nur temporär kontrollieren. Nach zwei Jahren angestrengter Selbstbeherrschung gewinnt das Böse in ihm wieder die Oberhand und drängt ihn zum Doppelmord an einem Liebespaar. Dank akribischer Vorbereitung und umsichtiger Durchführung seiner Bluttaten blieb der smarte Mr. Brooks bislang unerkannt, doch diesmal wird er am Tatort fotografiert und vom Fotografen erpresst: Der entpuppt sich nämlich als psychopatischer Möchtegern-Killer und nötigt den Mordexperten, ihn anzulernen.

Im Roman lässt sich Schizophrenie mittels innerer Monologe darstellen, die Visualisierung dieser Geisteskrankheit im Kino ist problematischer. Die Idee von Regisseur Bruce Evans und seines Koautors Raynold Gideon, die gespaltene Persönlichkeit durch zwei Schauspieler vor Augen zu führen, funktioniert in diesem Falle fabelhaft. William Hurt tritt wie Mephisto als dämonisches Alter Ego von Brooks Edelmann-Persönlichkeit auf und debattiert mit ihr, was manchmal gespenstisch, oft aber auch witzig wirkt. Den anderen Filmfiguren bleibt, im Gegensatz zum Zuschauer, diese Personifikation der Mordgier natürlich verborgen.

Mit kontrolliertem Spiel gibt Kevin Costner in der Titelrolle seine souveränste Vorstellung seit langem. Doch von im Grunde größter Bedeutung für die Thrill-Effekte dieses Krimis ist das perfekt durchdachte, überraschungsreiche und stilvoll in Szene gesetzte Drehbuch von Evans und Gideon; der Raffinesse des Skripts entsprechend raffiniert sind die Verbrechen des Protagonisten. Neben dem Psychogramm des Serienkillers werden die ebenfalls gestörten Psychen seiner Tochter, der ermittelnden Kriminalbeamtin und des perversen Fotografen analysiert, die Interaktion der Charaktere ist komplex konstruiert. Obwohl die Figurenzeichnung eines zweiten Serienkillers oberflächlich bleibt, bietet Mr. Brooks mit formaler Finesse, pointierten Dialogen und prägnant inszenierter Action eine zeitgemäße Variation des Dr. Jekyll & Mr. Hyde-Themas von höchster Qualität.