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Filmkritik

Operation: Overlord

| Ralph Umard |
Nazis, Zombies, Mutationen am Vorabend des D-Day 1944 in der Normandie

Dem jungen Soldaten Ed Boyce steht die Todesangst ins Gesicht geschrieben, er schwitzt und zittert. Die anderen US-Fallschirmjäger im Flugzeug versuchen, ihre Furcht durch belanglose Unterhaltungen zu überspielen. Nur Unteroffizier Ford bleibt ruhig, er hat als einziger schon Kampferfahrung. Als die Maschine im besetzten Nordfrankreich durch Flakbeschuss der Wehrmacht beschädigt wird und abstürzt, bricht Panik aus.

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Schon in der ungeheuer packenden Eröffnungssequenz werden die fünf überlebenden Fallschirmjäger ansatzweise und danach genauer charakterisiert. Boyce dient als Sympathieträger, immer wieder wird sein Gesicht in Großaufnahmen gezeigt. Der Afroamerikaner (ausdrucksstark gespielt von Jovan Adepo) mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn zeigt inmitten der Kriegsgräuel Menschlichkeit und Mitgefühl. Ganz anders sein Truppführer Ford (Wyatt W. Russell), ein beinharter Bursche, der vor nichts zurückschreckt und foltert, um im Rahmen eines Angriffsplans der Alliierten den Einsatzbefehl auszuführen: Zerstörung einer Funkanlage der Wehrmacht im Kirchturm einer besetzten französischen Kleinstadt unweit des Ärmelkanals (ein Ausschnitt der tatsächlichen Ereignisse im Rahmen der „Operation Overlord“ steht im Zentrum von Stuart Coopers beeindruckendem Film Overlord, der anhand des Schicksals eines jungen britischen Soldaten geschickt Archivmaterial mit Spielfilmszenen verbindet und mit dem Silbernen Bären bei der Berlinale 1975 ausgezeichnet wurde). Weitere wichtige Rollen spielen John Magaro als Nervensäge in GI-Uniform, ein bissiger Terrier-Typ mit Revolverschnauze, sowie Mathilde Olivier als junge Mutter, die im Laufe des Geschehens zur mutigen Widerstandskämpferin wird.

Regisseur Julius Avery schafft eine spannungsgeladene, düstere Atmosphäre der Angst. Die meisten Szenen spielen bei Nacht, das Szenenbild mit Gothic-Motiven und der perfekt zum Film passende Score intensivieren die Stimmung. Neben Schießereien mit Wehrmachtssoldaten geht es zunächst vorrangig um die Gruppen-dynamik der genannten Personen und einen fiesen SS-Oberleutnant – bis Boyce im Gewölbe der Kirche eine entsetzliche Entdeckung macht.
Bewundernswerterweise gelingt Avery ein bruchloser Übergang vom Kriegsdrama zum fabulösen Horrorfilm mit Actionfeuerwerk, Speed-Zombies und gut gemachten Gore- und Splatter-Effekten.