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Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

Filmkritik

Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

| Marc Hairapetian |
Fauler Zauber: Diversität nun auch im Dritten Reich. In David Yates’ Film überzeugen die Hauptdarsteller im Gegensatz zur CGI-Technik.

Dass Joanne K. Rowling nicht nur Kinder- und Jugend-Romane à la “Harry Potter“ schreiben kann, sondern auch Drehbücher mit erwachsenerem Einschlag, hat sie mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) und Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018) bewiesen. Da aber der zweite Teil weltweit „nur“ 653,76 Millionen US-Dollar im Gegensatz zu den 814 Millionen US-Dollar des Erstlings einspielte, setzte man ihr nun Steve Kloves, der die Skripte zu den Harry Potter-Leinwandadaptionen geschrieben und zuvor bei Die fabelhaften Baker Boys (1989) Regie geführt hatte, vor die Nase. Mit ihm musste sie sich das Schreiben aufteilen. Vielleicht wirkt deshalb Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse bei einigen guten Ansätzen sehr überfrachtet.

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Einige Jahre nach den Ereignissen von Grindelwalds Verbrechen spielt die Handlung unter anderem in Rio de Janeiro und teilweise in Berlin, wo die Zauberer-Welt in die Geschehnisse der Nazi-Ära und des Zweiten Weltkriegs involviert wird. Nach seinem effektvollen Auftritt auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, bei dem er die magische Gemeinschaft aufrief, eine Herrschaft arischer Zauberer über die mit nicht zur Magie fähigen Muggel einzuleiten, sammelt der sinistre Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen hat Johnny Depp ersetzt) immer mehr Anhänger um sich. Zu allem Unglück muss Hogwarts-Lehrer Albus Dumbledore (Jude Law) dem bösen Treiben tatenlos zusehen, denn ein Blutschwur macht es ihm unmöglich, gegen seinen einstigen Freund vorzugehen. Doch der Mann hat einen Plan, und dafür braucht er wieder einmal die Hilfe seines ehemaligen Schülers Newt Scamander (Eddie Redmayne).

Dieser soll ein Team rekrutieren. Dafür holt er neben seinem Bruder Theseus und seiner Assistentin Bunty auch noch Zauberei-Lehrerin Eulalie „Lally“ Hicks, Leta Lestranges Halbbruder Yusuf Kama sowie natürlich seinen Muggel-Kumpel Jacob Kowalski (Dan Fogler) mit an an Bord. Von Dumbledore mit verschiedenen Aufgaben betraut, reist die ungleiche Truppe zunächst nach Berlin, wo eine politisch aufgeheizte Stimmung herrscht. Außerdem steht die internationale Zauberer-Gemeinschaft kurz davor, ihren neuen Vorsitzenden zu wählen …

Man ahnt es schon, wer das nur sein kann! Dennoch spielt Grindelwald diesmal lediglich die zweite Hauptrolle. Diese erfüllt der dänische Charaktermime Mads Mikkelsen allerdings mit mehr seriöser Überzeugungskraft als der bisweilen doch arg chargierende Johnny Depp. Als charismatischer Zauberer strahlt er viel dunkle Energie ab. Ein Grund, warum der titelgebende Dumbledore sich einst von ihm getrennt hat. Und nun wird es dem heutigen Zeitgeist entsprechend richtig schön divers, obwohl der Film vor rund 90 Jahren spielen soll: Ein innerlich sichtlich zerrissener Dumbledore erklärt nämlich gleich zu Beginn, dass er als junger Mann auch deshalb auf die ideologisch verblendeten „Weltverbesserungspläne“ von Grindelwald hereingefallen sei, weil er ihn liebte! Im zweiten Teil hieß es noch, dass die zwei sich „nähergestanden als Brüder“ hätten. Diese homoerotische Karte, die J. K. Rowling jetzt zusammen mit Steve Kloves ausspielt, hätte man der von der Sozialempfängerin zur Milliardärin avancierenden Autorin noch vor kurzem gar nicht zu getraut, hatte sie doch noch 2020 in Tweets zur Transsexualität das biologische Geschlecht als real bezeichnet und damit die Transgender-Community gegen sich aufgebracht. Jude Law verkörpert mit seiner leicht androgynen Art den enttäuschten Liebhaber perfekt. Der Rest ist wie das wirkliche Leben voller Auf und Abs: Die CGI-Effekte sind bis auf die Schar der putzigen Phantastischen Tierwesen, die der mittlerweile 40-jährige, aber immer noch extrem jugendlich aussehende Eddie Redmayne in seinem Zauberkoffer mit sich schleppt, lausig, der Showdown bombastisch, obgleich er im Wortsinn zu viel des Guten will. Mal abwarten, ob noch die anvisierten Teile 4 und 5 von Regisseur David Yates, der keinerlei eigene Handschrift entwickelt, auf die Leinwand “gezaubert“ werden, wenn der Kassenumsatz weiter nach unten geht…