Filmstart

Robuste

| Andreas Ungerböck |
Gelungene Hommage an einen großen Schauspieler

Man kann zu Gérard Depardieu stehen, wie man will. Seine schier endlose Aneinanderreihung von Eskapaden und seltsamen Entscheidungen (etwa, die russische Staatsbürgerschaft und die der Emirate anzunehmen oder in einem Flugzeug auf den Boden zu pinkeln) hat in den letzten Jahren leider weitgehend die Tatsache in den Schatten gestellt, dass er vor allem ein großartiger Schauspieler ist, dessen nun schon gut 50 Jahre andauernde Karriere nicht nur über 200 Filme, sondern auch eine stattliche Anzahl von darstellerischen Höhepunkten hervorgebracht hat.

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Im vorliegenden Film mit dem durchaus treffenden Titel Robuste erweist die Regisseurin und Drehbuchautorin Constance Meyer dem mittlerweile 74-jährigen Mimen eine durchaus nicht unkritische Reverenz. Depardieu spielt, das kann man getrost so sagen, mehr oder weniger sich selbst, einen, nun ja, sehr umfangreichen älteren Schauspieler namens Georges mit allerlei Allüren und einem Hang zum Schwierigsein sowie zur Hypochondrie. Als sein angestammter Assistent Lalou wegen einer Familienangelegenheit für ein paar Tage ausfällt, schickt man ihm Aïssa, eine junge schwarze Ringerin und Security-Spezialistin, ins Haus. Schon bald muss Georges erkennen, dass er mit seinen üblichen etwas ranzigen Sprüchen bei ihr an der falschen Adresse ist. Ein unnötiger Annäherungsversuch kommt bei der sportlichen Dame erst recht nicht gut an. Aïssas No-Bullshit-Haltung sorgt auch dafür, dass der Film nicht in das übliche Wir-werden-nach-anfänglichen-Problemen-beste-Buddys-Klischee abgleitet.

Auf der anderen Seite gelingt es Regisseurin Meyer, auf durchaus anrührende Weise aufzuzeigen, dass hinter der großkotzigen Fassade des alternden Starschauspielers ein zutiefst einsamer und verunsicherter Mensch steckt. Deutlich wird das etwa in den Szenen mit seinem kleinen Sohn, den er (Georges’ Frau hat ihn verlassen) nur gelegentlich sehen darf. Es ist geradezu herzzerreißend zu sehen, wie sich der kleine Junge nicht so ganz sicher ist, was er mit dem dicken alten Mann eigentlich anfangen soll.

Déborah Lukumuena zeigt als Aïssa, dass sie zu Recht als eine Zukunftshoffnung des französischen Films gilt, und an ihrer Seite zeigt der alte Meister Depardieu, dass er, wenn er will, alle Facetten eines nicht a priori sympathischen Charakters so subtil und mit feiner Selbstironie spielen kann, dass man, zwischen Abscheu und Faszination, deutlich zu Letzterem neigt. Ein kleiner, alles in allem erfreulicher Film.