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Ron läuft schief / Ron’s Gone Wrong

Filmkritik

Ron läuft schief

| Marc Hairapetian |
Schöne neue Online-Welt: Buddy-Movie für Jugendliche, Erwachsene und Außenseiter jeglichen Alters

Manchmal sitzt der Feind in den eigenen Reihen … Pixar scheint innerhalb von Walt Disney mächtig Konkurrenz zu bekommen: Gleich mit dem Filmdebüt Ron’s Gone Wrong gelingt dem Londoner Studio Locksmith Animation bei allem actiongeladenen Entertainment eine erstaunlich kritische Studie über die Bedeutung der Sozialen Medien im Leben Minderjähriger. Anspielungen auf den Aufstieg von Apple, Google oder Facebook sind in dem Film unübersehbar. Dabei bekommen nicht nur Larry Page, Serge Brin und Mark Zuckeberg gehörig ihr Fett weg, sondern auch postum Apple-Gründer Steve Jobs.

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Das Wort „scheint“ war zu Beginn mit Bedacht gewählt, denn die vom Regie-Trio Sarah Smith (Arthur Christmas), Jean-Philippe Vine (zuvor Story Artist bei Pixar) und Octavio E. Rodriguez (Storyboard Artist bei The Incredibles 2) federleicht inszenierte „System-Kritik“ wird der einzige Locksmith-Animation-Streifen für die 20th Century Studios von Walt Disney bleiben, da die 2014 von Julie Lockhart und Sarah Smith gegründete Produktionsfirma nun einen Mega-Deal mit Warner Bros. abgeschlossen hat.

Barney ist, was zwischenmenschliche Kontakte anbelangt, ein etwas unbeholfener Teenager. Umso glücklicher ist er über seinen neuen, sprechenden und laufenden besten Freund Ron, der als vorkonfigurierter Lernroboter stets „online“ ist. Der Bee-Bot verfügt allerdings nach einem Sturz vom Laster über mannigfaltige Fehlfunktionen, die ihn zu einem echten Individuum machen. So verbrennt er die Unterhosen von Barney und verprügelt entgegen der drei Asimov’schen Grundgesetze der Robotik dessen freche Mitschüler – natürlich rein aus physikalischem Interesse! Gegensätze ziehen sich an, und so gewinnen Herrchen und Robotchen einander lieb. Doch da sich Ron auch nicht an das Netzwerk seiner omnipräsenten Herstellerfirma Bubble anschließen lässt, will dessen Anchorman Andrew ihn einfangen und vernichten – mit dem perfiden Nebeneffekt zum gewinnträchtigen Sammeln und Auswerten persönlicher Daten seiner Kunden.

Ron’s Gone Wrong ist das Buddy-Movie für Außenseiter. Man kann den schrägen Bee-Bot, der lange Zeit immer genau das Gegenteil von dem macht, was man von ihm erwartet, einfach nur lieb gewinnen. Dementsprechend ist seine stilisierte Animation viel einnehmender als die von Teenagern mit Glubschaugen. Auch wenn die Nebenfiguren nicht wirklich ausgereift dargestellt werden, hat der mit einem pulsierenden Elektro-Soundtrack unterlegte Film analytische Tiefe, vor allem was die Warnung vor zunehmender Kommerzialisierung anbelangt.