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Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers / Episode IX – The Rise of Skywalker

Filmkritik

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

| Oliver Stangl |
Im Weltall nichts Neues oder: Diesmal hilft man zum Imperator.

Die Feststellung, dass früher alles besser war, ist natürlich rein subjektiv. Außer bei Star Wars. Da war früher wirklich alles besser. Charaktere aus den „alten“ Filmen wie Luke Skywalker, Han Solo oder Prinzessin Leia sind wohl auch jenen Zeitgenossen ein Begriff, die der Reihe nicht religiös folgen. Doch wer kennt schon wirklich die Namen der Figuren, die sich in der neuen Trilogie tummeln? Bzw. wen interessiert das Schicksal von Rey, Dameron Poe oder Finn mittlerweile noch? Nachdem The Force Awakens (2015, R: J. J. Abrams) als ziemlich schamloses Remake von A New Hope daherkam, war es The Last Jedi (2017, R: Ryan Johnson), der sich zwar als Bilderstürmer gerierte, letztlich aber die meisten der Heroen zu Witzfiguren degradierte – von zahlreichen Handlungslöchern einmal abgesehen. Im Zentrum dabei stets die Waise Rey (Daisy Ridley), eine Figur, die derart makellos und überpowert wirkt, dass sie wohl nur in einem Anfall von politischer Korrektheit entworfen worden sein kann.

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Nun ist er also da, der Abschluss der Skywalker-Saga: Star Wars: Episode IX – The Rise of Skywalker, bei der erneut J. J. Abrams am Regiestuhl Platz nahm, hat so gut wie keine Handlung, sondern gleicht einer Schnitzeljagd, die mangelnde Substanz durch Tempo vergessen machen will. Die Helden hetzen hinter zwei MacGuffins her – eine Mini-Pyramide und ein Dolch –, die zum Imperator führen sollen, der The Return of the Jedi irgendwie überlebt hat. Dabei stellt sich die Frage, von wem Rey abstammt, immer dringlicher – und ob sie den Verlockungen der dunklen Seite der Macht erliegen wird. Und da man sich diesmal wirklich nicht mehr getraut hat, erneut einen Todesstern als ultimative Bedrohung ins Feld zu führen, gibt es nun einfach dutzende von Star Destroyern, die mit ihrer Superkanonen Planeten in die Luft jagen können.

Episode IX bietet zwar die üblichen Schauwerte an außerirdischen Kulturen und Weltraumschlachten auf (solide, aber man sah schon Besseres), doch stellt sich nie wirklich das Gefühl von Dringlichkeit ein, was auch am mangelnden emotionalen Bezug zu den unterentwickelten Figuren liegt. Dabei versucht Abrams sogar ein klein wenig, die bisherigen Versäumnisse auszubügeln bzw. Dinge aus Johnsons Film zurückzunehmen: Finn (John Boyega), Poe (Oscar Isaac) und Rey verbringen viel Zeit miteinander, doch wirkt dieses „Familiengefühl“ weder verdient noch echt. Auch halblustige Wortgefechte und die penetrante Botschaft, dass man gemeinsam alles schaffen könne, bringen da nichts. Finns Backstory als Kindersoldat respektive Storm Trooper, die man zwischendurch völlig vergessen hat, wird hier wieder ein wenig aufgenommen, aber nur in einer Mini-Szene. Too little, too late.

Tatsächlich ist es Adam Driver als Kylo Ren, der das Spiel macht: Am Anfang noch von vielen als Emo-Sith verspottet, gelingt es ihm hier endgültig, die Figur mit Gravitas auszustatten. Dabei kommt Driver zupass, dass Ren die einzige Figur ist, die so etwas wie eine Wandlung durchmacht. Ridley dagegen, eine im Grunde gute Schauspielerin, muss die meiste Zeit wutenbrannte Grimassen ziehen. Es ist das Drehbuch, das sie im Stich lässt: Ein klein wenig wird die Verlockung durch die dunkle Seite angeteasert, aber zu viel darf es dann auch wieder nicht sein, damit die Figur ja schön rein bleibt. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Auch wenn das Comeback des Imperators, der sich mit gleichgesinnten Kapuzenmännern in einer Art Herr-der-Ringe-Keller eingerichtet hat, leider recht schaumgebremst ausfällt: Man ertappt sich nicht nur einmal dabei, ihm einen Triumph über die nervigen Helden zu wünschen. Und jede Sekunde, in der einer der alten Helden zu sehen ist, weckt nur die Nostalgie: Ja so waren’s, die alten Jedi-Rittersleut.

Star Wars, wor’s des? Nicht, solange man noch Geld damit machen kann (und das machte bekanntlich schon George Lucas von Anfang an). Die Kasse wird wohl auch bei diesem Teil klingeln. Wirkliche Fan-Begeisterung löst Disney aber eher in Sachen Streaming aus: Die Serie The Mandalorian fühlt sich für viele weitaus mehr nach Star Wars an als diese neuen, glattgebügelten und politisch viel zu korrekten Kinofilme.