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Filmkritik

Stromberg – Der Film

| Jörg Schiffauer |
Warum sich Gemeinheiten doch lohnen könnten

Büro ist Krieg, und den gewinnt man nicht mit der Heilsarmee, sondern mit der Fremdenlegion.“ So lautet einer der selbstgedrechselten Sinnsprüche, die Bernd  Stromberg, Leiter der Schadensregulierung in der Capitol Versicherung so gerne von sich gibt, und das ist durchaus programmatisch zu verstehen. Denn nach fünf Staffeln der äußerst erfolgreichen und vielfach ausgezeichneten Fernsehserie darf Herr Stromberg nun im großen Kino seinen Kollegen und nicht zuletzt sich selbst das (Büro-)leben zur Hölle machen.

Als Sitcom war Stromberg auf jeden Fall ein formidables Format. Der dramaturgische Rahmen – ein fiktives TV-Team dokumentiert mittels Langzeitbeobachtung den typischen Büroalltag – erwies sich als wunderbare Projektionsfläche, um mittels scharfzüngigen Wortwitzes und hinterfotziger Pointen die kleinen und großen Bösartigkeiten, zu denen Menschen jederzeit fähig sind, zu decouvrieren. Die Charaktere waren so präzise gezeichnet, dass man sie des Öfteren direkt aus dem eigenen, realen Alltag entnommen glaubte, was  das Vergnügen nur noch steigerte. Im Zentrum des ganz normalen Wahnsinns steht dabei zweifelsfrei Bernd Stromberg, Prototyp des missgünstigen Kleinbürgers, der das Prinzip „Nach oben buckeln und nach unten treten“ bis zur Perfektion verinnerlicht hat. Es spricht für Christoph Maria Herbst, dass er seiner Figur bei aller bösen Komik auch eine tragische Note verleiht, durch die man Stromberg im Lauf der Zeit sogar ein wenig ins Herz schließt.

Es blieb die Frage, ob das bewährte TV-Format von einer knappen halben Stunde pro Folge mit der Ausrichtung auf szenische Pointen auf einen über zwei Stunden langen Handlungsbogen übertragbar sein würde. Doch dem Film ist es weitgehend gelungen – kleine Längen kann man da nachsehen – , die Stärken des Formats im Rahmen eines komplexeren Plots beizubehalten. Darin geht es für Bernd Stromberg um alles: Als er erfährt, dass seine Filiale vor der Schließung steht, entwickelt er den Plan, sich anlässlich der 50-Jahr-Feier der Capitol beim Firmenvorstand ins beste Licht zu rücken  und sein Ticket in die Konzernzentrale zu sichern. Kurz entschlossen begibt er sich mit der gesamten Abteilung – womit wieder alle bekannten Charaktere versammelt wären – auf gemein-same Fahrt zur Party. Und bald läuft die kongeniale Mischung aus kleinen Sticheleien und großen Intrigen auf Hochtouren. Doch wie Stromberg es schon vorausahnt: „Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht, und am Ende gibt’s Ärger.“