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Thank You for Smoking

| Holger Römers |

Nick Naylor, Lobbyist im Auftrag der Tabakindustrie, steht vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe: dem Rauchen ein positives Image zu verschaffen, während Anti-Raucherbewegungen wahre Kreuzzüge dagegen entfesseln.

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Dieser Film ist in gewisser Weise als ein Gegenstück zu Michael Manns Insider zu verstehen. Dort war die Kaltschnäuzigkeit, mit der die US-Tabakindustrie bis vor wenigen Jahren die Schädlichkeit ihrer Produkte in Frage stellte, schlicht Ausdruck krimineller Energie. In der satirischen Farce Thank You for Smoking erscheint dieselbe windige Rhetorik indes über weite Strecken sehr amüsant, während die ihr zugrunde liegende Schamlosigkeit augenzwinkernd zelebriert wird.

Nick Naylor ist ein Washingtoner Lobbyist, der als Angestellter eines pseudowissenschaftlichen Instituts, das von der Tabakindustrie finanziert wird, eben deren Interessen in der Öffentlichkeit vertritt. Dabei ist er nie um einen argumentativen Winkelzug verlegen, wie er gleich zu Beginn beweist, als er sich in einer Talkshow mit einem krebskranken jugendlichen Raucher konfrontiert sieht. Sein rhetorisches Talent begreift der aalglatte Strahlemann geradezu als Berufung: „Michael Jordan spielt Basketball, Charles Manson bringt Leute um, ich rede“, so stellt er sich uns vor.

Folgerichtig lässt Regisseur Jason Reitman bei seinem Spielfilmdebüt dem Redefluss seines Protagonisten auch in Off-Kommentaren freien Lauf. Und weil Reitmans Drehbuch wenig Handlung, aber genug zynischen Dialogwitz bietet, bedürfte es gar nicht der ironisch zugespitzten Vignetten, mit denen einige Pointen illustriert werden. Die meisten Gags werden allerdings ohnehin in Screwball-Manier schnoddrig eingestreut. Dazu bietet sich nicht nur Gelegenheit, wenn Nick im Dienst ist, sondern auch bei seinen abendlichen Treffen mit Kollegen, die ihm, als Lobbyisten der Waffen- und Alkoholindustrie, an Abgebrühtheit um nichts nachstehen.

Weil die Erzählperspektive nahe legt, mit diesen Zynikern über ihre eigene Gerissenheit zu lachen, geht der Humor des Films allerdings auf Dauer ins Leere. Wohl um dieses Manko auszugleichen, lässt Reitman zuletzt eine ambitionierte Reporterin, die mit Nick eine Affäre hat, sowie militante TabakGegner ziemlich abwegige Verwicklungen herbeiführen. Dem selben Zweck soll wohl auch dienen, wenn die Beziehung des geschiedenen Nick zu seinem Sohn zunehmend an Gewicht gewinnt. Nick belehrt den Jungen, dass man nie im Unrecht sei, solange man korrekt argumentiere – und glaubt das vielleicht sogar selbst. Warum der Film, wie es scheint, auch uns Zuschauern nahe legen will, diesem Sophismus auf den Leim zu gehen, ist freilich nicht recht einzusehen.