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TheKlezmerProject
The Klezmer Project

Filmstart

The Klezmer Project

| Ania Gleich |
Ein Roadtrip zu den Wurzeln einer jüdischen Musiktradition

Die Ausgangssituation ist rasch skizziert: Leandro, ein frustrierter Hochzeitsfilmer, lernt auf einer solchen Feierlichkeit die Klarinettistin Paloma kennen, die ihn gewissermaßen mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Das argentinische Regie-Duo Leandro Koch und Paloma Schachmann kreiert dabei eine Hommage an die Klezmer-Musik, die zwischen Autofiktion und Dokumentation eine spannende Reise durch die Geschichte spinnt.

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Die Idee zu The Klezmer Project entsprang dem Wunsch Schachmanns, einen Dokumentarfilm über die Klezmer-Ursprünge zu drehen. Koch, der selbst einer jüdischen Familie entstammt, jedoch mit dieser Musik nichts anfangen konnte, spannt durch diese Einstellung die Meta-Ebene: Ein Kameramann, der sich in eine Klezmer-Musikerin verliebt, welche sich auf eine Tour nach Europa begibt, woraufhin er ein dokumentarisches Projekt ersinnt, nur um seiner Angebeteten nachfolgen zu können. Obwohl dieser Plot am Anfang fast ein bisschen aufgesetzt erscheint, gerät The Klezmer Project zu einer berührenden Reiseerzählung, die von Österreich ausgehend über die Ukraine, Rumänien bis nach Moldawien verläuft, auf der Suche nach den letzten Originalen der titelgebenden Musik. Doch nach einigen Drehtagen wird Leandro klar, dass es die Klezmer-Originale nicht mehr so gibt, wie man es den österreichischen Fördergebern für den Film versprochen hat. Während sein Produzent immer pessimistischer über das Projekt wird, stößt das Filmteam in Dörfern der Ukraine und Rumäniens auf Musiker, die mit ihrem Leben und ihrer Musik die Reste einer Kultur festhalten, die teils vertrieben, teils gestorben, teils vergessen ist. Am Ende zieht die österreichische Filmcrew ab, da sie sich auf verlorenem Posten fühlt, während Leandro auf Umwegen zu den Anfängen seiner eigenen Kulturgeschichte stößt und viel interessantere Entdeckungen macht, als er es sich erhofft hätte.

The Klezmer Project ist der humorvolle und ergreifende Versuch, die Geschichte eines Jiddisch-Seins zu erzählen, das seine Spuren in kleinen Gesten und kurzen Fidel-Melodien erhalten hat. Gleichzeitig stellt es Musik und Teile Europas vor, die sonst weitgehend verborgen bleiben. Von liebevollen Bauernfamilien über kleine familiäre Musikensembles bis hin zu bärtigen Großvätern, die ihre Geige aus dem Hinterzimmer holen, ist auf dieser Reise durch die Geschichte alles dabei. Am Ende schließt sich der Kreis – Klezmer ist Musik für Hochzeiten und damit ein Bejubeln des Lebens, Leandro findet durch die Liebe das, was er nicht sehen konnte: die Freude in seiner eigenen jüdischen Kultur.