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This Land Is My Land

Filmkritik

This Land Is My Land

| Jakob Dibold |
How many Nations under God?

Ein Truck fährt vor, von ihm strahlen klare Botschaften und Bilder: Hillary Clinton ist eine Lügnerin, die zur Strecke gebracht werden muss. Ob sie mit ihrem fahrbaren Billboard Erfolge erzielen, möchte Susanne Brandstätter von den beiden Männern wissen, die sichtlich stolz auf ihr Werk sind. Es wird bejaht, viele, die bis dato stets oder meist demokratisch gewählt haben, hätten diesmal republikanisch gewählt. Damit Amerika wieder „Great“ wird.

Mit Ohio macht die Austro-Amerikanerin Brandstätter einen typischen Swing State zum Schauplatz ihrer filmischen Untersuchung, in der sie der Frage nach der Motivation, Trump zu wählen ebenso nachgeht wie jener nach einer möglichen Gespaltenheit des Landes und den Möglichkeiten, die verhärteten Fronten aufzulösen. Ganz nach der Devise „don’t argue, listen“ lässt sie sich von unterschiedlichsten Charakteren, die Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 ihre Stimme gaben, ausführlich schildern, was sie zu ihrer Entscheidung bewogen hat und was sie sich von ihrem Wunsch-POTUS erhoffen. Die Strategie, derer sich in Österreich kürzlich auch Ulli Gladik in Inland und Elke Groen in Der schönste Platz auf Erden bedienten, resultiert darin, dass alle wohlwollend ihre Geschichte erzählen: das Ehepaar, das anhand der Familienhintergründe dem amerikanischen „melting pot“ perfekter nicht würde entsprechen können, die um ihren in Afghanistan gefallenen Enkel trauernde Seniorin, enttäuschte Arbeiter, der College-Aspirant. Zugegeben, so richtig viel Neues erfährt man dabei nicht, allzu bald werden die Gesprächssituationen gar langatmig. Erst gegen Ende scheint sich etwas zu bewegen: Als die Regisseurin die Pro-Trump-Fraktion mit ihnen Bekannten und Vertrauten diskutieren lässt, die die konträre Haltung vertreten, erschließt This Land Is My Land die potenziellen Kommunikationsräume, die vielleicht notwendig wären, um der rasanten politischen Polarisierung der Vereinigten Staaten ein Stück weit entgegenzuwirken, zumindest im Ansatz. Darüber, weshalb jene Dialoge, in denen miteinander Befreundete teils ruhig, teils hitzig disputieren, nicht den Hauptteil des Films ausmachen, ließe sich jedenfalls unbestritten gut streiten.