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What a Feeling

Filmstart

What a Feeling

| Dieter Oßwald |
Ladies Nights

 

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Nach den jüngsten Erfolgen mit schwulem Kino, von Große Freiheit über Hochwald bis zu Eismayer, feiert nun ein lesbischer Film aus Österreich seinen Einstand bei einem internationalen Festival. Die Weltpremiere beim „Flare“-Festival in London kann durchaus als kleiner Coup gelten, handelt es sich schließlich um die größte cineastische Queer-Veranstaltung in Europa. What a Feeling ist eine Lovestory mit komödiantischen Einlagen und so lässig wie ihr Titel. Gleich zum Auftakt gibt es Sex, wobei erst ein Handy-Anruf die intime Idylle zweier Damen stört, wenig später der Ehemann früher als üblich nach Hause kommt. Die selbstbewusste Fa (Proschat Madani) freilich wird auch diese Notlage clever meistern, gilt sie doch als ziemlich beste Problemlöserin von ganz Wien. Ganz anders dagegen Marie Theres (Caroline Peters), deren heile Welt zusammenbricht, als der Gatte ausgerechnet am Hochzeitstag aus heiterem Himmel die Trennung verkündet. Das ach so perfekte Leben der erfolgreichen Medizinerin und Mutter ist plötzlich perdu.

Zum Trost gönnt sich die verzweifelte Heldin einen Absacker; wie es das Schicksal will, erweist sich die nächstgelegene Kneipe als Lesben-Bar. Als „What a Feeling“ läuft, geht Marie Theres spontan tanzen. „Überhaupt kein Rhythmus“, spottet die Barfrau. Fa sieht das etwas anders, sie findet die fremde Besucherin ziemlich attraktiv. Klar also, dass sie der zunehmend schwankenden Ärztin gerne beim Nachhausegehen behilflich sein wird.

Tatsächlich wird dieser Abend zum Beginn von etwas Wunderbarem. Erst noch etwas zögerlich, erwacht dann umso mehr die Leidenschaft. „Ich hab’ bei dir übernachtet. Ich übernachte nie!“, wird Fa einmal als Liebesbeweis sagen. „Ich will einfach nicht dein Geheimnis sein“, wird Marie Theres irgendwann klagen. Vor dem erhofften Happy End gilt es noch, etliche Konflikte zu klären und allerlei Hürden zu überwinden. Immer wieder lodert Streit auf, zum Glück gibt es zum einen eine clevere Teenager-Tochter und zum anderen einen smarten Arztkollegen, die den verliebten Sturköpfen den richtigen Weg aus dem Gefühlsschlamassel zeigen.

Bisweilen knirscht es in der Story und bei den Figuren etwas im Klischeegebälk. Auf der Haben-Seite überzeugt die Dokumentarfilmerin Kat Rohrer bei ihrem Spielfilm-Debüt mit gelungen-kurzweiliger Dramaturgie, hübschen Wendungen sowie köstlicher Situationskomik. Last, not least sorgt ein spürbar spielfreudiges Ensemble für das notwendige Empathie-Potenzial. Zwischen Caroline Peters und Proschat Madani stimmt die Chemie, derweil Rafael Haider angenehm lässig seinen schwulen Doktor souverän vor der üblichen Stereotypenfalle schützt.