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ZWISCHEN UNS DAS LEBEN

Filmstart

Zwischen uns das Leben

| Pamela Jahn |
Alte Liebe rostet nicht.

 

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Einfach einmal Nein sagen, ohne Grund. Den Stecker ziehen. Aussteigen. Punkt. Der Schauspieler Mathieu (Guillaume Canet) hat genau das getan: Er sollte in einer prestigeträchtigen Theaterproduktion die Hauptrolle spielen. Das Stück war bereits angekündigt, die Proben liefen auf Hochtouren. Vier Wochen vor der Premiere hat der Star abgesagt.

Stéphane Brizés Zwischen uns das Leben setzt ein, als Mathieu in dem Wellnesshotel ankommt, das er sich für seine Auszeit vom Leben ausgesucht hat. Eine Luxus-Suite mit Meerblick und das auf ihn zugeschnittene Sport- und Entspannungsprogramm sollen dabei helfen, dass er wieder zu sich selbst findet – leichter gesagt als getan.

Wie sich bald herausstellt, hat Mathieu nicht nur mit dem Älterwerden, sondern vor allem mit dem Abschalten ein größeres Problem als gedacht, ob wörtlich oder im übertragenen Sinn. Zunächst scheitert er an der Kaffeemaschine in seinem Zimmer, die unablässig Wasser spuckt. Dann kann er sich nicht von seinem Handy trennen, obwohl weder die Nachrichten auf der Sprachbox noch die kurz angebundenen Gespräche mit seiner Frau dem Heilungsprozess zuträglich sind.

Da muss erst Alice (Alba Rohrwacher) kommen, die Mathieu ins Gesicht sagt, wie gut es ihm eigentlich geht. Sie hat seine Karriere verfolgt. Bevor er im Kino berühmt wurde, waren sie beide ein Paar. Jetzt ist sie mit einem Arzt verheiratet, hat eine Tochter im Teenage-Alter und spielt Klavier im nahegelegenen Altersheim. Doch sobald sie und Mathieu in dem Kurort aufeinandertreffen, in dem Alice sich mittlerweile eingerichtet hat, stimmt die Chemie zwischen ihnen wieder. Und siehe da: Die neue alte Romanze nimmt ihren Lauf. Brizé erzählt in Zwischen uns das Leben von diesem bittersüßen Moment der zweiten Chance, die zwei Liebenden zuteil wird, wenn sie sich nach Jahren der Trennung plötzlich unverhofft wiedersehen. Draußen stürmt die See, drinnen ist die Stimmung gedämpft, aber langsam beginnen die Herzen zu schmelzen. Man kennt das alles, man hat es im Kino schon oft gesehen.

Regisseur Brizé macht nichts sonderlich anders oder neu, um der beunruhigenden Melancholie, die seine Geschichte hervorruft, auf den Grund zu gehen. Er verlässt sich größtenteils auf seine Schauspieler, und es beweist sich wie so oft als die beste Methode, wenn es um derart gefühlsbetonte Dramen geht. Zudem sind die Dialoge zwischen Alice und Mathieu ebenfalls klug und präzise genug formuliert. In der Hinsicht ist Zwischen uns das Leben vielleicht kein besonderer, aber doch feinsinniger Film, in dem neben zahlreichen Klischees auch die eine oder andere Wahrheit steckt.