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Avatar

Filmstart

Avatar: The Way of Water

| Jakob Dibold |
Der Auftakt zur Sequel-Flut auf Pandora: Mehr vom Gleichen

Einige wunderbare Jahre war es ihnen, Jake und Neytiri, die als Na’vi-Prinzessin einer- und Mensch, der Befreier und auch körperlich Na’vi wurde andererseits, am Ende von Avatar (2009) als Liebespaar hervorgingen, zumindest vergönnt, ein harmonisches Leben im heimischen Dschungel auf Pandora. So erzählt es Jake am Anfang des nun nach 13 Jahren endlich erscheinenden Sequels des an Einspielergebnissen gemessen erfolgreichsten Kinofilms aller Zeiten (2019 durch Avenger’s: Endgame unterbrochen, führte eine selektierte Neuaufnahme zum erneuten Sprung auf Platz eins; über Gone with the Wind lässt sich immer noch streiten), doch schon in der anfänglichen Rückblende währt das Schöne und Gute nur kurz: Die Menschen sind zurück auf dem spirituellen Mond und führen ihre Invasion unbeugsamer denn je fort. Nachdem sich aus dem von Jake mitangeführtem Omatikaya-Clan immer heftigerer bewaffneter Widerstand gegen die Besatzer regt, haben die „sky people“, wie sie von den Na’vi genannt werden, einen perfiden Plan, um den Abtrünnigen Sully – und somit, wie sie hoffen, die Gegenwehr der Indigenen – endgültig zu neutralisieren: Niemand anderen als Colonel Quaritch, den Neytiri im Finale von Teil eins tötete, erwecken sie via Mind Uploading in einen artifiziellen Na’vi-Körper quasi wieder zum Leben. Eine kleine Division solcher optisch nicht von den Waldbewohnern Pandoras zu unterscheidenden Kämpfer soll unter seiner Führung unbemerkt vom Feind und der durch Mutter-Natur-Göttin Eywa kontrollierten Flora und Fauna zu Sully vorstoßen. Den Eindringlingen gelingt es kurzzeitig, die Kinder von Jake und Neytiri in ihre Gewalt zu bringen, der Hinterhalt ist jedoch nicht wie gewünscht erfolgreich: Während der blaue Terminator – von seinem ersten großen Wurf bis hin zu all seiner Ozean-Expertise bringt James Cameron über den ganzen Film hinweg sämtliche ihm eigene Erfahrung mit epischem Kino ein – lediglich einen Adoptivsohn der Sullys, den Menschenjungen Spider, in seine Gewalt bringen kann, überredet Jake seine Neytiri zur Flucht. Die Familie verlässt ihren Clan und beantragt Herberge beim weit entfernten Insel- und Wasserclan der Metkayina. Dort als Fremdlinge nur langsam willkommen, tun sich vor allem die beiden Söhne Neteyam und Lo’ak sowie die ältere Tochter Kiri – auch sie wurde adoptiert – schwer mit ihrer neuen Heimat und damit, ihn zu lernen, den „way of water“ …

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Die Landerprobten fügen sich konfliktreich und turbulent in eine neue Kultur ein, die ihrer im Grunde ja doch nicht sehr unähnlich ist: Man lebt symbiotisch auf Pandora, hier eben mit Flugechsen, die auch im artenreichen Meer pfeilschnell sind, mit den walähnlichen Spirit-Partner-Kreaturen „tulkun“, im Einklang mit dem nassen Element und all seiner Kraft. Doch natürlich kommt es, wie es kommen muss, der neu gefundene Frieden hält nicht lange und es gilt wieder, sich wehrhaft zu zeigen – was schlussendlich in einem wohl circa einstündigen, gefühlt aber ewigen Showdown gipfelt.

Richtig originell ist an all dem natürlich nichts. Selbstredend sind es die Kinder, die lebensfroh, mutig und abenteuerlustig immer und immer wieder in Fallen tappen, zu Druckmitteln werden und so das Hin und Her des Rachefeldzugs dynamisch halten. Auch ist eines davon wieder ein Mensch zwischen den Fronten: Spider, oder „monkey boy“, wie ihn seine Schwester Kiri liebevoll nennt, ist ob seiner Vergangenheit eine zerrissenere Figur, als sein starkes emotionales Band mit seiner Pflegefamilie und dem Clan vermuten lässt. Und so schön und wiederum bahnbrechend das ganze Spektakel visuell daherkommt – voran dabei unterseeisches Motion Capturing; neueste Technik, Tauchkurse für die Stars und ein Wasserbecken ähnlich riesig wie das Produktions-Budget machen es möglich –, so wenig neu sind nicht nur die narrativen, sondern auch die gestalterischen Einfälle. Das Wesen dieser schillernden, alle Register des Beeindrucken-Wollens ziehenden Fantasie-Welt verharrt dadurch zumeist auf der Ebene des Gefälligen. Das ist schade, vor allem bei über drei Stunden Laufzeit. Fröhlich ausgedrückt: Nicht einmal die stets großartige, zugegebenen schwer zu erkennende Kate Winslet vermag dieses Schiff vor dem Untergang zu bewahren. Einen würdigen, maximalistischen Blockbuster-Nachfolger haben Cameron und Team jedenfalls hingeklotzt – fraglich, ob sie damit wirklich genug Publikum für die zwei weiteren fix eingeplanten Fortsetzungen motivieren können.