ray Filmmagazin » Themen » Bonusmaterial
Mosquito Coast

Serien. Ein Dossier

Bonusmaterial

| Andreas Ungerböck |
Für alle, die neu, quer oder spät einsteigen – erste, zweite und andere Staffeln.

Machen wir uns nichts vor: Die Zeit der großen Dauerbrenner-Serien à la Breaking Bad, Game of Thrones oder The Walking Dead scheint zu Ende zu sein, zumal sich so manche fulminant begonnene Erzählung (The Handmaid’s Tale etwa oder Killing Eve) dann doch relativ bald totlief. Der Trend geht zur ein- oder zweistaffeligen Miniserie, und das passt so, denn oft ist es nach fünf oder sechs Stunden dann ja auch einmal gut – auch wenn Creators und Producers das vielleicht anders sehen. Gelungene Beispiele wie Unbelievable, Godless, Homecoming oder The Queen’s Gambit gibt es inzwischen genug.

Hier etwas Neues, auch wenn es manchen, vor allem den Älteren, alt vorkommen mag: Nach dem Bestseller-Roman von Paul Theroux aus dem Jahr 1981 über die US-amerikanische Aussteigerfamilie Fox, die sich in Honduras niederlässt, drehte Peter Weir 1986 seinen Film Mosquito Coast mit Harrison Ford als Vater. Helen Mirren spielte seine Frau und River Phoenix, der den Golden Globe erhielt, seinen Sohn Charlie. Seit 30. April bringt Apple+ den Stoff als siebenteilige Miniserie, in der Justin Theroux, der Neffe des Romanautors, die Rolle von Ford übernahm. Am 4. Juni kommt – mit Julianne Moore, Clive Owen, Joan Allen, Jennifer Jason Leigh und Dane De Haan äußerst prominent besetzt – Lisey’s Story, die Adapation eines – Überraschung! – Stephen-King-Romans (mehr darüber demnächst).

Für Marvel-Cinematic-Universum-Fans oder solche, die es noch werden wollen, zeigt Disney+ ab 11. Juni die achtteilige Serie Loki, die nach den Ereignissen von Avengers: Endgame spielt. Tom Hiddleston gibt wieder den Titelhelden, an seiner Seite sind unter anderem Owen Wilson, Gugu Mbatha-Raw und Richard E. Grant zu sehen. Regie führt Kate Herron, Hauptautor ist Michael Waldron. Von Marvel stammt auch die erste Staffel der humorvollen Stop-Motion-Serie M.O.D.O.K. (seit 21. Mai). Der gleichnamige Schurke hat gerade eine ziemliche Pechsträhne: Seine Firma A.I.M. ist bankrott, nachdem ihm Iron Man und Co. in die Quere gekommen sind, und auch zu Hause bei M.O.D.O.K.s ist nicht alles im Lot.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in unserer Printausgabe 06/2021

Sky bringt einige Eigenproduktionen an der Start. Schon seit 6. Mai ist die britische Sci-Fi-Serie Intergalactic (8 Folgen) zu sehen. Die junge Polizistin und Weltraum-Pilotin Ash Harper (Savannah Steyn) wird Opfer eines Komplotts und wegen Verrats verbannt. Beim Gefangenentransport zu einem entfernten Planeten kommt es zu einer Meuterei auf dem Raumschiff. Im Comedy-Format Code 404 (seit 11. Mai) geht es weniger grimmig zu: Die unberechenbare Testversion eines Cyber-Cops und ein Polizist (Daniel Mays und Stephen Graham) gehen zusammen auf Verbrecherjagd. Peinliche Pannen und absurd-komische Situationen sind vorprogrammiert. Eine zweite Staffel ist , wie man hört, bereits bestätigt.

Noch ziemlich frisch (Start: 26. Mai) ist die neue Kate-Winslet-Crime-Miniserie Mare of Easttown (siehe „ray“ 05/21). Am 1. Juni startet Intelligence: Ein machthungriger NSA-Agent (David Schwimmer) kommt in der Zentrale des britischen Gegenstücks seines Geheimdienstes, dem Government Communications Headquarters an. Zusammen mit dem eher unfähigen Computer-Analytiker (Nick Mohammed, auch Autor der Serie) soll das frischgebackene und dysfunktionale Team gegen Cyber-Kriminalität zu Felde ziehen.

Es geht zu wie im Alten Rom – so die wenig gewagte Prognose für die voererst acht Folgen des britisch-italienischen Sky-Originals Domina (Sky, ab 3. Juni): Die junge Livia entwickelt sich vom naiven Mädchen zur einflussreichsten und mächtigsten Herrscherin im antiken Rom. Nach der Ermordung Julius Caesars setzen Livia und ihre Gefolgschaft alle Mittel ein, um sich durchzusetzen. Neben der polnischen Schauspielerin Kasia Smutniak finden sich im Cast illustre Gäste wie Isabella Rossellini und Claire Forlani.

Gut besetzt ist auch die Hauptrolle der zwölf Folgen von Call Your Mother (Sky, ab 21. Juni), nämlich mit der wunderbaren Kyra Sedgwick, im Privatleben seit 33 Jahren mit Kevin Bacon verheiratet. Sie spielt Jean Raines, die ihr Leben im ländlichen Iowa verbracht hat und nun beschließt, nach Los Angeles zu ziehen, um näher bei ihren erwachsenen Kindern und deren Familien zu sein. Komplikationen sind da vorprogrammiert.

Wer bisher nicht mit der ursprünglich kanadischen Sitcom (sechs Staffeln) Schitt’s Creek vertraut war, dem/der wird massiv geholfen. Nicht nur erscheint die erste Staffel bei Edel Motion auf DVD, die ersten drei Seasons sind zudem auf Sky zu sehen, gar die ersten fünf auf Amazon Prime. Es ist (meist) sehr spaßig, die einst superreiche, aber plötzlich verarmte Schnösel-Familie Rose in dem titelgebenden Kaff zu erleben, das der Vater irgendwann aus einer Laune heraus gekauft hat. Der Zusammenprall beider Welten macht den Kick aus, die Serie war unglaublich populär, und die letzten beiden Folgen erreichten Top-Werte auf IMDb. Dan und Eugene Levy (im Leben wie in der Serie Sohn und Vater) schrieben alle 80 Folgen à ca. 22 Minuten, und für die sechste und letzte Staffel gab es nicht weniger als sieben Emmys. Extra-Bonus: Mutter Rose wird von der großartigen Catherine O’Hara gespielt, legendär als Kevins vergessliche Mama in den Home-Alone-Filmen, den Bürgermeister Ronnie Schitt spielt Chris Elliott, einst Ben Stillers Kumpel/Rivale in There’s Something About Mary.

Amazon Prime verbreitet seit 28. Mai Panic, und das in zehn Episoden. Die Original-Serie spielt in einer texanischen Kleinstadt, in der jeden Sommer die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse gegeneinander antreten. Diesmal ist das Preisgeld höher als je zuvor und das Spiel noch gefährlicher. Die Kids werden dabei mit ihren dunkelsten Ängsten konfrontiert. Kreiert, geschrieben und exekutiv produziert hat Lauren Oliver, Autorin der Romanvorlage.

In der dritten und definitiv letzten Staffel von Chuck Lorres The Kominsky Method (Netflix, seit 28. Mai) muss sich Sandy Kominsky (Michael Douglas!) mit dem Älterwerden auch ohne seinen langjährigen Freund Norman herumschlagen. Mit der Ankunft seiner – Achtung: Nostalgie! – Ex-Frau Roz (Kathleen Turner!) wird die Sache nicht leichter. Die dritte Staffel besteht aus sechs Folgen. Wer schon bisher bei der spanischen Netflix-Original-Serie Elite von Carlos Montero und Dario Madrona mit dabei war, ist mit Staffel 4 ab 18. Juni bestens bedient. Es geht um die Schüler und -innen an der noblen Privatschule Las Encinas, die in ein grausames Verbrechen verwickelt werden. Eine fünfte Staffel, so heißt es, wird es auch noch geben.

Möglicherweise das Spannendste, was das Serienangebot demnächst hergibt, ist Dom, eine inmitten der Drogenwelt von Rio de Janeiro angesiedelte True-Crime-Geschichte. Die brasilianische Amazon-Original-Serie startet am 4. Juni auf Prime Video. Sie ist, so heißt es, von einer wahren Geschichte aus den frühen Nullerjahren inspiriert – dem packenden Schicksal eines Vaters und seines Sohnes, die auf unterschiedlichen Seiten im Drogenkrieg von Rio agieren. Bei den acht einstündigen Episoden fungiert Breno Silveira als Showrunner, der neben Vicente Kubrusly auch Regie führt.

Zuletzt eine Reminiszenz an die gute alte Silberscheibe: Bei Edel Motion erscheint am 11. Juni Staffel 4 der französischen Serie Call My Agent!, die – der Titel lässt es ahnen – im Showbusiness-Milieu spielt. Der gar nicht so glamouröse Arbeitsalltag in einer Pariser Agentur besteht aus knallharten Verhandlungen, der seelsorgerischen Betreuung exzentrischer Künstlerinnen und Künstler, kreativer Schadensbegrenzung kleiner und größerer Katastrophen, aber auch rauschenden Partys. Trotz aller Überdrehtheit und Groteske wirkt Call My Agent! sehr authentisch. Aus dem tollen Cast ragen die prominenten Gäste noch heraus, die Crème de la Crème französischer Schauspielkunst – von Adjani über Binoche und Huppert bis Reno. Der absolute Clou: In Staffel 4 schaut auch Sigourney Weaver vorbei.