der pfau

Filmstart

Der Pfau

| Jakob Dibold |
Ein verschwundenes Federtier sorgt für komödiantische Paranoia neoliberaler Finanzvögel.

Schottland, schönes Schottland, oder auch: „Scheißpampa“, wie die Investmentbankerin Linda kurz vor der Ankunft auf einem Landsitz in den Highlands urteilt. Dort führen Lady und Lord McIntosh ein ruhiges, gastfreundliches Leben. Einzig der Lieblingspfau macht Probleme, das farbwütige Tier attackiert alles Blaue mit seinem Schnabel, ungeachtet des Materials. Die schlagfertige Linda, die hier ihr Kernteam für die Vorbereitung auf ein Compliance-Verfahren versammelt, das vor einer wichtigen Fusion durchgeführt werden soll, staunt erst nicht schlecht, als ihr Vertrauter Vincent Berger nicht aufkreuzt und stattdessen seine Vertretung Rebecca als Teambuilding-Beauftragte schickt – und glaubt kurz darauf bald, ihren mitgebrachten Hund dabei ertappt zu haben, den Pfau des Hauses zu töten. Die schillernde Leiche muss weg, ein Spezialauftrag für den Jüngsten im Team, Herrn Wächter. Der jedoch erzählt der neugierigen deutschen Köchin Helen im Austausch gegen ein heimliches Tässchen Whisky so ziemlich alles, woraufhin die beiden einen Plan schmieden. Die Köchin, die auch als wissende Erzählerin durch das Geschehen führt, und der etwas naive Nachwuchsbanker ahnen nicht, welche Ereignisse sie damit befördern: Der (tote) Pfau als Macguffin treibt die ohnehin schon einander misstrauenden Kollegen, ihre ebenso verdächtige Chefin und die motivierte, unverhoffte Seminarleiterin in ein immer engmaschigeres Netz aus Eifersucht, Schwindeleien und Detektivspiel.

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Es ist – auch explizit genannt – das kultige Brettspiel Cluedo, das als gestalterisches Konzept in diesen Whodunit der anderen Art, in dem das Mordopfer kein Mensch ist, gleichzeitig aber ebenfalls ein geschäftlicher Falschspieler gesucht wird, einfließt: Zur Stimme der Spielleiterin wechselt die Kamera mit Drohnen-Schwenks in Vogelperspektive wie über ein zweidimensionales Spielbrett zu einer anderen Figur an anderer Stelle des Anwesens. Auch das durchaus ein netter Einfall, wie überhaupt das Konzept, eine bissige Satire auf die heuchlerische Businnesswelt in einem klassischen Detektivkrimi-Setting anzusiedeln, streckenweise gar nicht schlecht aufgeht. Die Eleganz und Gewitztheit von etwa Knives Out (2019), der das Genre Herrenhaus-Murder-Mystery mit einigen Twists wiederbelebte und zu dem einige Parallelen erkennbar sind, erreicht Der Pfau zwar nicht – zu vorhersehbar und zu albern sind die Wendungen hier dann mitunter doch –, aber Langeweile kommt bis zum Schluss keine auf. Auch weil das Ensemble sichtlich Spaß am witzig-bösen Spiel hat.