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Filmstart

Der wilde Roboter

| Jörg Schiffauer |
Wertarbeit in Sachen Animation aus dem Hause DreamWorks

Nach dem Untergang eines Transportschiffs strandet ein Roboter, der sich als Teil der Ladung an Bord befunden hatte, auf einer einsamen Insel. Rozzum Einheit 7134, die ihren Namen – die weibliche Form ergibt sich daraus, dass die Stimme des Roboters  in der Originalfassung von Lupita Nyong’o gesprochen wird – selbst auf „Roz“ verkürzt, ist ein hochentwickelter Roboter, der darauf programmiert ist, Hilfe in allen Lebenslagen zu leisten. Weil jedoch besagte Insel nur von Tieren bevölkert ist, bietet Roz, die sich die animalischen Sprachen dank ihrer weitreichenden Fähigkeiten schnell aneignet, eben diesen ihre Unterstützung an. Doch die Inselbewohner empfinden den Roboter zunächst als vorwiegend bedrohlich, eine Art von stählernem Monster. Und so lösen die Hilfsangebote von Roz nur eines aus: Chaos ohne Ende.

Erst als sie einem verwaisten Gänseküken begegnet, findet Roz eine angemessene Aufgabe. Sie bringt dem Gänserich, dem sie den Namen Brightbill gibt, alles bei, was man als Angehöriger seiner Spezies wissen und können muss, um zu überleben. Und während Brightbill heranwächst, verbessert sich auch das Verhältnis zu den anderen Tieren, Roz wird schließlich  als Teil der Inselgemeinschaft akzeptiert. Doch inmitten ihrer neuen Existenz tauchen bei Roz immer wieder bruchstückhaft Erinnerungen an ihr früheres Dasein auf, in dem eine Firma namens Universal Dynamics, in deren Eigentum Roz gestanden hat, eine Rolle spielt. Und der mächtige Konzern ist längst nicht so weit entfernt wie man annehmen möchte …

Chris Sanders hat sich als Autor und Regisseur im Fachbereich Animation einen Namen gemacht, zu seinen bekanntesten Regiearbeiten zählen etwa Lilo & Stitch oder How to Train Your Dragon.

The Wild Robot, eine Produktion von DreamWorks Animation, die auf der von Peter Bowen verfassten, sehr erfolgreichen Buchreihe basiert, besticht durch eine Vielzahl an Pointen und witzigen Ideen sowie ein über weite Strecken hochgehaltenes Erzähltempo. Neben dem höchst vergnüglichen Plot finden sich aber auch Motive, die in mittlerweile zu Klassikern des Science-Fiction-Genres zählenden Arbeiten zu finden sind. Die Bewusstseinsfindung, die Roz erfährt, erinnert an Philip K. Dicks Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“, der wiederum die Grundlage von Ridley Scotts Blade Runner bildet. Deutlich erscheint auch die Reverenz, die The Wild Robot mittels der finalen Auseinandersetzung James Camerons Avatar erweist. Chris Sanders gelingt es dabei, einen gut dosierten Mix aus witzigem Animationsabenteuer und gediegener Sci-Fi-Erzählung samt unaufdringlich platzierter Subtexte in Szene zu setzen.