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Knock Knock Knock

Filmstart

Knock Knock Knock

| Alexandra Seitz |
Traue niemand über dreißig, erst recht nicht den eigenen Eltern.

 

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Ein kleiner Junge nachts allein in seinem Zimmer. Das Haus ist alt, die Dielen knarzen, der obligatorische Wandschrank dräut. Das unheimliche Geräusch aber, das ihn aufweckt und wach hält, kommt aus der Wand. Erst ein Kratzen, dann ein Klopfen, schließlich eine Stimme. Doch nicht nur nachts in seinem Bett ist Peter allein und fürchtet sich; auch der Tag hält kaum Erfreulicheres bereit, denn die Mitschüler mobben ihn und er hat weder Spielkameraden noch Freunde. Zuflucht und Trost bei den Eltern suchen? Das ist so eine Sache, die Eltern nämlich verstrahlen eine Aura aus Strenge und Irresein. Irgendetwas stimmt mit diesen beiden, Carol und Mark (von Lizzy Caplan und Antony Starr mit Begeisterung an der Transgression gespielt), ganz entschieden nicht – das sieht die erfahrene Horrorfilmfreundin auf den ersten Blick und es dämmert allmählich auch Peter, dem kleinen Helden dieses ambitionierten Genrefilms mit dem verräterischen Originaltitel Cobweb und dem auch nicht viel fantasievolleren deutschen Verleihtitel Knock Knock Knock.

Aber mäkeln wir nicht an Kleinigkeiten herum. Das nach einem Drehbuch von Chris Thomas Devlin entstandene Spielfilmdebüt des französischen Regisseurs, Drehbuchautors und Schauspielers Samuel Bodin (zuletzt mitverantwortlich für die Netflix-Serie Marianne) verzichtet auf Faxen und nimmt seine Sache ernst. Selbst wenn im hinteren Drittel völlig unnötigerweise ein paar zu viele Jumpscares zum Einsatz kommen, gelingt es Bodin und seinem engagierten Schauspielteam, eine als Prämisse gesetzte Atmosphäre der Bedrohung stetig zu verdichten. Den Löwenanteil daran hat, neben der ausgezeichneten Kameraarbeit von Philip Lozano, Woody Norman – 2021 bekannt geworden an der Seite von Joaquin Phoenix in Mike Mills C’mon C’mon – der hier 15-jährig immer noch als Achtjähriger durchgeht. Weit reißt er die eh schon großen Augen auf und stehen ihm die wilden Locken auf seinem Kopf zu Berge, als die Stimme aus der Wand die Eltern verleumdet; sie seien „böse“ und Peter solle doch mal im von unheimlicher Fruchtbarkeit zeugenden Kürbis-Feld hinter dem Haus nachgraben.

Alles dies ereignet sich übrigens kurz vor Halloween in Holdenfield, was natürlich kein Zufall ist und zudem für einige hübsche Effekte während des Showdowns sorgt. Mehr soll nicht verraten werden. Am Ende wird jedenfalls niemand beruhigt zurück ins warme Bettchen kriechen. Spinnenphobiker schon gar nicht.