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Cate Blanchett

Wiener Festwochen

Die talentierte Mrs. Blanchett

| Jörg Schiffauer |

Mit Cate Blanchett gibt eine der herausragenden Schauspielerinnen der Gegenwart ein seltenes Wien-Gastspiel. Zwischenbilanz einer bemerkenswerten Karriere.

Wenn ein als geradezu manischer Perfektionist und deshalb in der Zusammenarbeit nicht als eben einfach geltender Regisseur wie David Fincher nach Beendigung einer gemeinsamen Filmarbeit geradezu enthusiastisch über die Zusammenarbeit mit einer Schauspielerin spricht, lässt alleine das schon einmal aufhorchen: „She’s just so smart, capable, facile, thoughtful, beautiful, and emotionally present. She helps you as a director in so many different ways, coming up with ideas you may not have thought of. She’s going to come having done her homework; she’s done all the thinking, and it’s deep and measured … She’s the prototype of what you would want to have” wird Fincher in „Vanity Fair“ nach Abschluss der Dreharbeiten von The Curious Case of Benjamin Button zitiert. Bei der dermaßen gelobten Schauspielerin handelt es sich – unschwer zu erraten – um Cate Blanchett, und David Finchers Worte waren da nur eine Bestätigung für ihren Status als absoluter Weltstar, den sich Blanchett im Verlauf ihrer Karriere erarbeitet hat.

Der Aufstieg der am 14. Mai 1969 in Melbourne geborenen Australierin zu einer der besten Schauspielerinnen, die das Weltkino derzeit aufzuweisen vermag, war jedoch ein kontinuierlicher. Die Tochter einer Lehrerin und eines vormaligen Offiziers der US-amerikanischen Marine absolvierte nach ihrem Schulabschluss zunächst eine klassische Schauspielausbildung am renommierten National Institute of Dramatic Art in Sydney, die sie 1992 abschloss. Ihre erste größere Theaterrolle in David Mamets „Oleanna“ spielte Cate Blanchett an der Seite von niemand Geringerem als Geoffrey Rush, ein Auftritt der ihr gleich einmal eine Auszeichnung der lokalen Theaterkritiker eintrug. Neben ihrer Theaterarbeit spielte sie auch diverse Rollen in australischen Fernsehserien- und Filmen (für die Komödie Thank God He Met Lizzie wurde sie ebenfalls gleich mit einer Auszeichnung, diesmal vom Australian Film Institute, bedacht), ehe sie 1997 mit Paradise Road ihr Debüt in einer internationalen Filmproduktion feierte. Wie eine Vorausschau auf Blanchetts weitere Karriere erscheint dabei, dass sie bereits in ihrer ersten großen Produktionen mit absoluten Größen zusammenarbeitete, waren die Hauptrollen in Paradise Road doch mit Glenn Cose und Frances McDormand besetzt, für die Regie zeichnete mit Bruce Beresford einer der wichtigsten Proponenten des seit den siebziger Jahren weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehenden australischen Filmwunders verantwortlich.

Schon im folgenden Jahr sollte Cate Blanchett jene Rolle spielen, die ihr den Durchbruch auf internationaler Ebene verschaffte. In Shekhar Kapurs opulentem historischen Drama Elizabeth verkörperte sie die legendäre englische Regentin derart nuanciert und den Film dominierend, dass selbst so prominente Kollegen wie Geoffrey Rush, Joseph Fiennes und John Gielgud beinahe zu bloßen Nebenfiguren degradiert wurden. Ihre beeindruckende Leistung trug Cate Blanchett, neben zahlreichen anderen Preisen, einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung ein.

Dass sie ihre Präsenz nicht nur mittels Titelrollen zu entwickeln versteht, stellte Cate Blanchett mit einer vergleichsweise kleinen Rolle in der Adaption von Patricia Highsmiths Roman The Talented Mr. Ripley eindrucksvoll unter Beweis. Ihr kurzer Auftritt als reichlich überspanntes Upper-Class-Girl bleibt nachhaltiger im Gedächtnis als etwa Gwyneth Paltrows tragende Rolle.

Charakteristisch für Blanchetts Karriere ist auch, dass sie sich nicht auf einen Rollentypus festlegen ließ, sondern immer Mut zum Risiko bewies und sich an unterschiedlichsten Charakteren in Genres aller Art versuchte – und das stets mit gleichbleibend hoher Qualität, was ihre persönliche Leistung anbelangt. Dabei wusste sie in Sam Raimis Thriller The Gift ebenso zu überzeugen wie als laszive Hausfrau auf Abwegen, die in Bandits Bruce Willis und Billy Bob Thornton verführt. Diese Risikobereitschaft wurde auch belohnt, denn mit der Rolle der Elbenfürstin Gala-driel in Peter Jacksons phänomenalem Fantasy-Epos The Lord of the Rings verschaffte sich Blanchett einen Fixplatz im popkulturellen Universum, samt der damit verbundenen Popularität.

Es ist jedoch wiederum typisch für Cate Blanchett, dass sie ihren Aufstieg zum Star von globaler Dimension ausschließlich ihrer Arbeit verdankt. Jener Maschinerie der Unterhaltungsindustrie, die von ihren Protagonisten stetige Medienpräsenz durch boulevardeske Berichterstattung fordert, hat sie sich ziemlich konsequent entzogen, Homestories oder ähnliche Geschichten wird man im Zusammenhang mit Cate Blanchett kaum finden. „There’s this sense that of course you want to be famous. When you’re a performer, of course you want an audience, but it’s very, very different from courting fame“, wird Blanchett zitiert.Ein Satz, der ihre recht differenzierte Haltung gegenüber den Mechanismen des Showbusiness widerspiegelt. Über ihr Privatleben weiß man folgerichtig gerade einmal, dass sie seit 1997 mit dem Dramatiker und Regisseur Andrew Upton verheiratet  und mittlerweile Mutter von drei Söhnen ist. Öffentlich gemacht hat Cate Blanchett jedoch den Aspekt ihrer Zusammenarbeit mit ihrem Mann, haben die beiden doch seit 2008  leitende Funktionen der Sydney Theatre Company übernommen – ein mehr als deutlicher Indikator dafür, dass Cate Blanchett ungeachtet ihrer international so erfolgreichen Filmkarriere der Theaterarbeit immer noch erhebliche Bedeutung beimisst.

Nicht, dass eine Schauspielerin, die es auf die Liste der „100 Most Influential People“ des „Time Magazines“ geschafft hat, noch Auszeichnungen und Preise benötigen würde, aber es zählt wohl zu den unergründlichen Irrungen der Academy Awards Juroren, dass Cate Blanchett bislang erst einen Oscar als Beste Nebendarstellerin für ihre Verkörperung der Schauspielikone Katherine Hepburn in Martin Scorseses The Aviator erhalten hat. Es erscheint dabei als besondere Ironie, dass die Oscar-Jury 1999 Gwyneth Paltrow gegenüber Cate Blanchett (die für ihre Rolle in Elizabeth nominiert war) den Vorzug gab – ausgerechnet jene Actrice, die Blanchett wenig später in The Talented Mr. Ripley so deutlich an die Wand spielen sollte. Immerhin schaffte Cate Blanchett 2008 das seltene Kunststück,  im selben Jahr in den Kategorien Beste Schauspielerin (für Elizabeth: The Golden Age) und Beste Nebendarstellerin (für ihre Bob-Dylan-Darstellung in Todd Haynes Im Not There) nominiert zu werden.

Die hohe Wertschätzung für Cate Blanchetts Talent lässt sich ohnehin schon seit geraumer Zeit am besten daraus ableiten, dass die festen Größen des Weltkinos gleichsam Schlange stehen, um mit ihr zu arbeiten. Neben bereits erwähnten Regisseuren wie Martin Scorsese, Peter Jackson, David Fincher und Todd Haynes zählen etwa Filmemacher wie Alejandro González Iñárritu (Babel), Jim Jarmusch (Coffee and Cigarettes), Steven Soderbergh (The Good German) Wes Anderson (The Life Aquatic with Steve Zissou), Ridley Scott (Robin Hood) und Steven Spielberg (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull) dazu. Die in der Zusammenarbeit als erfrischend unkompliziert geltende Blanchett wechselt dabei nicht nur mühelos zwischen Arthouse- und Blockbusterkino hin und her, sondern versteht es, neben der Interpretation komplexer Charaktere, wie jenem in dem psychologischen Drama Notes on a Scandal, auch stereotyp konzipierte Figuren wie die sowjetische Agentin in Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, mit ihrer sichtbaren Lust am Schauspielen im Gedächtnis zu verankern. Und selbst in ansonsten reichlich misslungenen Filmen – wie der mit märchenhaften Elementen durchzogene Thriller Hanna – ringt sich die für ihre Arbeitsdisziplin bekannte Cate Blanchett Höchstleistungen ab – ihr Auftritt als böse Hexe in zeitgemäßer Variation ist dann auch das einzige, was von Hanna übrig bleibt. Solche Missgriffe bei der Auswahl ihrer Filmrollen bleiben jedoch in Cates Karriere ohnehin die Ausnahme – zu ihren nächsten Projekten zählt beispielsweise die Zusammenarbeit mit keinem geringeren als Terrence Malick in seinem neuen Film Lawless.

Wenn ein als geradezu manischer Perfektionist und deshalb in der Zusammenarbeit nicht als eben einfach geltender Regisseur wie David Fincher nach Beendigung einer gemeinsamen Filmarbeit geradezu enthusiastisch über die Zusammenarbeit mit einer Schauspielerin spricht, lässt alleine das schon einmal aufhorchen: „She’s just so smart, capable, facile, thoughtful, beautiful, and emotionally present. She helps you as a director in so many different ways, coming up with ideas you may not have thought of. She’s going to come having done her homework; she’s done all the thinking, and it’s deep and measured … She’s the prototype of what you would want to have” wird Fincher in „Vanity Fair“ nach Abschluss der Dreharbeiten

von The Curious Case of Benjamin Button zitiert. Bei der dermaßen gelobten Schauspielerin handelt es sich – unschwer zu erraten – um Cate Blanchett, und David Finchers Worte waren da nur eine Bestätigung für ihren Status als absoluter Weltstar, den sich Blanchett im Verlauf ihrer Karriere erarbeitet hat.

Der Aufstieg der am 14. Mai 1969 in Melbourne geborenen Australierin zu einer der besten Schauspielerinnen, die das Weltkino derzeit aufzuweisen vermag, war jedoch ein kontinuierlicher. Die Tochter einer Lehrerin und eines vormaligen Offiziers der US-amerikanischen Marine absolvierte nach ihrem Schulabschluss zunächst eine klassische Schauspielausbildung am renommierten National Institute of Dramatic Art in Sydney, die sie 1992 abschloss. Ihre erste größere Theaterrolle in David Mamets „Oleanna“ spielte Cate Blanchett an der Seite von niemand Geringerem als Geoffrey Rush, ein Auftritt der ihr gleich einmal eine Auszeichnung der lokalen Theaterkritiker eintrug. Neben ihrer Theaterarbeit spielte sie auch diverse Rollen in australischen Fernsehserien- und Filmen (für die Komödie Thank God He Met Lizzie wurde sie ebenfalls gleich mit einer Auszeichnung, diesmal vom Australian Film Institute, bedacht), ehe sie 1997 mit Paradise Road ihr Debüt in einer internationalen Filmproduktion feierte. Wie eine Vorausschau auf Blanchetts weitere Karriere erscheint dabei, dass sie bereits in ihrer ersten großen Produktionen mit absoluten Größen zusammenarbeitete, waren die Hauptrollen in Paradise Road doch mit Glenn Cose und Frances McDormand besetzt, für die Regie zeichnete mit Bruce Beresford einer der wichtigsten Proponenten des seit den siebziger Jahren weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehenden australischen Filmwunders verantwortlich.

Schon im folgenden Jahr sollte Cate Blanchett jene Rolle spielen, die ihr den Durchbruch auf internationaler Ebene verschaffte. In Shekhar Kapurs opulentem historischen Drama Elizabeth verkörperte sie die legendäre englische Regentin derart nuanciert und den Film dominierend, dass selbst so prominente Kollegen wie Geoffrey Rush, Joseph Fiennes und John Gielgud beinahe zu bloßen Nebenfiguren degradiert wurden. Ihre beeindruckende Leistung trug Cate Blanchett, neben zahlreichen anderen Preisen, einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung ein.

Dass sie ihre Präsenz nicht nur mittels Titelrollen zu entwickeln versteht, stellte Cate Blanchett mit einer vergleichsweise kleinen Rolle in der Adaption von Patricia Highsmiths Roman The Talented Mr. Ripley eindrucksvoll unter Beweis. Ihr kurzer Auftritt als reichlich überspanntes Upper-Class-Girl bleibt nachhaltiger im Gedächtnis als etwa Gwyneth Paltrows tragende Rolle.

Charakteristisch für Blanchetts Karriere ist auch, dass sie sich nicht auf einen Rollentypus festlegen ließ, sondern immer Mut zum Risiko bewies und sich an unterschiedlichsten Charakteren in Genres aller Art versuchte – und das stets mit gleichbleibend hoher Qualität, was ihre persönliche Leistung anbelangt. Dabei wusste sie in Sam Raimis Thriller The Gift ebenso zu überzeugen wie als laszive Hausfrau auf Abwegen, die in Bandits Bruce Willis und Billy Bob Thornton verführt. Diese Risikobereitschaft wurde auch belohnt, denn mit der Rolle der Elbenfürstin Gala-driel in Peter Jacksons phänomenalem Fantasy-Epos The Lord of the Rings verschaffte sich Blanchett einen Fixplatz im popkulturellen Universum, samt der damit verbundenen Popularität.

Es ist jedoch wiederum typisch für Cate Blanchett, dass sie ihren Aufstieg zum Star von globaler Dimension ausschließlich ihrer Arbeit verdankt. Jener Maschinerie der Unterhaltungsindustrie, die von ihren Protagonisten stetige Medienpräsenz durch boulevardeske Berichterstattung fordert, hat sie sich ziemlich konsequent entzogen, Homestories oder ähnliche Geschichten wird man im Zusammenhang mit Cate Blanchett kaum finden. „There’s this sense that of course you want to be famous. When you’re a performer, of course you want an audience, but it’s very, very different from courting fame“, wird Blanchett zitiert.Ein Satz, der ihre recht differenzierte Haltung gegenüber den Mechanismen des Showbusiness widerspiegelt. Über ihr Privatleben weiß man folgerichtig gerade einmal, dass sie seit 1997 mit dem Dramatiker und Regisseur Andrew Upton verheiratet  und mittlerweile Mutter von drei Söhnen ist. Öffentlich gemacht hat Cate Blanchett jedoch den Aspekt ihrer Zusammenarbeit mit ihrem Mann, haben die beiden doch seit 2008  leitende Funktionen der Sydney Theatre Company übernommen – ein mehr als deutlicher Indikator dafür, dass Cate Blanchett ungeachtet ihrer international so erfolgreichen Filmkarriere der Theaterarbeit immer noch erhebliche Bedeutung beimisst.

Nicht, dass eine Schauspielerin, die es auf die Liste der „100 Most Influential People“ des „Time Magazines“ geschafft hat, noch Auszeichnungen und Preise benötigen würde, aber es zählt wohl zu den unergründlichen Irrungen der Academy Awards Juroren, dass Cate Blanchett bislang erst einen Oscar als Beste Nebendarstellerin für ihre Verkörperung der Schauspielikone Katherine Hepburn in Martin Scorseses The Aviator erhalten hat. Es erscheint dabei als besondere Ironie, dass die Oscar-Jury 1999 Gwyneth Paltrow gegenüber Cate Blanchett (die für ihre Rolle in Elizabeth nominiert war) den Vorzug gab – ausgerechnet jene Actrice, die Blanchett wenig später in The Talented Mr. Ripley so deutlich an die Wand spielen sollte. Immerhin schaffte Cate Blanchett 2008 das seltene Kunststück,  im selben Jahr in den Kategorien Beste Schauspielerin (für Elizabeth: The Golden Age) und Beste Nebendarstellerin (für ihre Bob-Dylan-Darstellung in Todd Haynes Im Not There) nominiert zu werden.

Die hohe Wertschätzung für Cate Blanchetts Talent lässt sich ohnehin schon seit geraumer Zeit am besten daraus ableiten, dass die festen Größen des Weltkinos gleichsam Schlange stehen, um mit ihr zu arbeiten. Neben bereits erwähnten Regisseuren wie Martin Scorsese, Peter Jackson, David Fincher und Todd Haynes zählen etwa Filmemacher wie Alejandro González Iñárritu (Babel), Jim Jarmusch (Coffee and Cigarettes), Steven Soderbergh (The Good German) Wes Anderson (The Life Aquatic with Steve Zissou), Ridley Scott (Robin Hood) und Steven Spielberg (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull) dazu. Die in der Zusammenarbeit als erfrischend unkompliziert geltende Blanchett wechselt dabei nicht nur mühelos zwischen Arthouse- und Blockbusterkino hin und her, sondern versteht es, neben der Interpretation komplexer Charaktere, wie jenem in dem psychologischen Drama Notes on a Scandal, auch stereotyp konzipierte Figuren wie die sowjetische Agentin in Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, mit ihrer sichtbaren Lust am Schauspielen im Gedächtnis zu verankern. Und selbst in ansonsten reichlich misslungenen Filmen – wie der mit märchenhaften Elementen durchzogene Thriller Hanna – ringt sich die für ihre Arbeitsdisziplin bekannte Cate Blanchett Höchstleistungen ab – ihr Auftritt als böse Hexe in zeitgemäßer Variation ist dann auch das einzige, was von Hanna übrig bleibt. Solche Missgriffe bei der Auswahl ihrer Filmrollen bleiben jedoch in Cates Karriere ohnehin die Ausnahme – zu ihren nächsten Projekten zählt beispielsweise die Zusammenarbeit mit keinem geringeren als Terrence Malick in seinem neuen Film Lawless.