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Terminator: Dark Fate

Filmkritik

Terminator: Dark Fate

| Oliver Stangl |
Müde Maschinen: ein weiteres glanzloses Kapitel der einst grandiosen Roboter-Reihe

Dass Franchises mit der zunehmenden Anzahl ihrer Filme nicht besser werden, ist eine Faustregel, die aktuell von Filmreihen wie etwa Star Wars, X-Men oder Men in Black bestätigt wird (eine rare Ausnahme: Mission: Impossible). Leidgeprüft sind diesbezüglich auch die Fans der Terminator-Reihe, aber das ist steilvorlagentechnisch verständlich: Die ersten beiden Teile (1984 & 1991) sind Meisterwerke, die Filmgeschichte geschrieben haben. Regisseur und Drehbuchautor James Cameron fand für den Konflikt zwischen Mensch und Maschine Bilder, die sich ins popkulturelle Gedächtnis einprägten – selten vermengten sich die Genres Action und Sci-Fi so organisch. Die revolutionären Effekte aus T2 beeindrucken noch heute, zudem ist der Terminator die unbestrittene Lebensrolle eines gewissen Arnold Schwarzenegger, der sich damals am Höhepunkt von Ruhm und Manneskraft befand. Keine leichte Vorgabe also für Fortsetzungen – Cameron wusste schon, warum er nach Teil 2 selbst kein Sequel mehr drehte.

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So dauerte es bis 2003, ehe die Geschichte mit Terminator 3: Rise of the Machines (Regie: Jonathan Mostow) weitererzählt wurde. Doch schon hier gab es jede Menge Probleme: Wie oft kann man die Story von Killermaschinen, die in die Vergangenheit geschickt werden, um einen zukünftigen Widerstandskämpfer zu töten, noch variieren? Die Probleme betrafen jedoch nicht nur die Story, ein zuviel an Humor untergrub auch die Dringlichkeit der Handlung. Terminator Salvation (Regie: McG, 2009) litt unter flachen Charakteren und einer langweiligen Story, und Terminator Genisys (Regie: Alan Taylor, 2015) war schließlich eine Schmierenkomödie mit einem uninteressanten Zeitreise-Plot, langweiliger Action und einem Arnold Schwarzenegger, der ein seltsames Grauhaar-Toupet tragen musste.

Und nun also Dark Fate, der die bisherigen Sequels vergessen machen will. Zu diesem Zweck wird der künftige Widerstandskämpfer John Connor gleich zu Beginn terminiert, um Platz für eine neue Generation zu machen: Die junge Mexikanerin Dani (Natalia Reyes) wird nun zur Anführerin der Menschen. Das Spiel geht erwartungsgemäß weiter: Ein Terminator aus der Zukunft (Gabriel Luna) soll Dani töten, der Mensch-Cyborg-Mix Grace (Mackenzie Davis) sie beschützen. Dazu kommen noch Johns Mutter Sarah (Linda Hamilton), die ihren Feldzug gegen die Maschinen fortsetzt, und ein T-800, der natürlich wieder von Arnold Schwarzenegger verkörpert wird.

Über weite Strecken gibt sich der Film wie ein Remake des zweiten Teils (James Cameron konnte immerhin als Produzent gewonnen werden), von einer Verfolgungsjagd mit einem Riesentruck bis zum Finale in Industrieumgebung sind viele allzu bekannte Elemente dabei. Deadpool-Regisseur Tim Miller fehlt allerdings das visuelle Flair Camerons – alles sieht solide aus, aber nicht mehr. Zudem gibt es in der vorhersehbaren Handlung keinerlei Überraschungen, was rasch die Spannung killt. Eine Ebene, die mexikanische Migranten ins Bild rückt, erscheint letztlich viel zu oberflächlich, um als ernsthafter Kommentar zur Gegenwart gelten zu können.

Das größte Problem ist aber vielleicht die Besetzung: Die androgyne Mackenzie Davis soll eine „Supersoldatin“ aus der Zukunft darstellen, hat aber in manchen Einstellungen ein ziemlich deutliches Hohlkreuz. Und Natalia Reyes fehlt es zu sehr an Charisma, um als Anführerin zu überzeugen. Auch ist die Rolle nicht gut geschrieben: Gab es bei John Connor einen interessanten Gegensatz zwischen jugendlichem Kriminellen und späterer Messias-Figur, ist Dani einfach eine langweilige Jugendliche, die als Anführerin unglaubwürdig wirkt. Gabriel Luna macht seine Sache zwar im Prinzip nicht schlecht, aber die Bedrohlichkeit eines Robert Patrick in T2 erreicht er nicht. Das liegt auch daran, dass sein Flüssig-Terminator eine nicht sonderlich spannende Variation des T-1000 ist.

Die zurückkehrende Linda Hamilton, die in Teil eins das Ziel und in Teil zwei selbst die Actionheldin war, sorgt zwar für so etwas wie Kontinuität und ist auch nicht schlecht im Vortragen zynischen Dialogs – in Action-Szenen wirkt die schmächtige 63-Jährige allerdings gar nicht mehr glaubwürdig, besonders, wenn sie mit zwei trainierten Männern im besten Alter kämpfen muss (und gewinnt). Das einsame Highlight des Films ist tatsächlich die schauspielerische Leistung Arnold Schwarzeneggers, der mit subtilem Humor eine gealterte und humane Variation des T-800 gibt. Die Nostalgie, die Arnie dadurch auslöst, weckt den Wunsch, sich die ersten beiden Teile erneut anzusehen – und den Rest zu vergessen.